Der PKV-Verband beziffert den strukturellen Finanzierungsbeitrag in Gestalt von Mehreinnahmen durch die PKV auf 52.233 Euro pro Jahr und Praxis. Was steckt hinter dieser Zahl?
Diese 52.233 Euro pro Praxis nannte Dr. Florian Reuther beim Partnerkongress der Gesundheitsforen Leipzig und ich habe mir erlaubt, diese Zahl zu hinterfragen.
Wörtlich über den Chat: „Bei den Mehreinnahmen, die im Schnitt angegeben werden, sollen durchschnittlich 52.233 Euro in die Praxen fließen. Klingt gut. Es gibt aber gar keine Durchschnittspraxis. Aus der Zahl geht meines Erachtens nicht deutlich genug hervor, wie sich die privaten Mehreinnahmen auf einzelne Leistungsbereiche (oder Arztgruppen) und damit auf einzelne Praxen übertragen lassen. Gibt es hierzu detaillierte Angaben?“
Die Antwort von Dr. Florian Reuther lautet paraphrasiert in etwa so.
Die Zahl von 52.233 Euro generiert sich aus Abrechnungszahlen, die bis auf Landkreisebene heruntergebrochen werden. Danach wird die Anzahl privatversicherter Einwohner genutzt und unterstellt, dass diese am Wohnort einen Arzt suchen. Aus dieser Kombination ergibt sich das Matching mit potenziell bevorteilten Gesundheitseinrichtungen der niedergelassenen Versorgung. Zuvor wird noch das Alter und die damit verbundene Inanspruchnahme von Leistungen und eine Berücksichtigung der Kaufkraft für einen Euro im Stadt-Land-Gefälle berücksichtigt.
Bemerkenswert ist, dass es auch in ländlichen Gebieten immer mindestens 5% Privatversicherte gibt. Allen Unkenrufen zum Trotz gilt das auch für Flächenbundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern.
Auf einzelne Leistungsbereiche oder Ärzte kann nicht gezielt werden, was mit der Besonderheit der GOÄ zu tun hat, in der die Leistungsbereiche nicht in einzelnen Kapiteln abgegrenzt werden. Prinzipiell kann jeder Arzt jeder Ziffer der GOÄ nutzen und deshalb kann auch nicht zwischen Hausarzt- und Facharztwesen unterschieden werden.
Fazit
Es kann nicht festgestellt werden, welche Arztgruppe eher profitiert. Ich bin der Meinung, dass Durchschnittswerte hier zu ungenau sind, als damit eine Argumentation aufzubauen, den strukturelle Finanzierungsbeitrag durch die PKV über sein Mindestmaß hinaus zu loben. Zumal zwischen den Zeilen (durch die Blume) und mit Blick auf die Coronakrise angedeutet wurde, die Coronakrise sei vor allem auch deshalb finanzierbar, weil das PKV-System hier überdurchschnittlich beigetragen hätte. Aus der Antwort von Dr. Florian Reuther geht eben nicht hervor, wie viel Zuwendung auf die reinen Privatärzte entfallen und wie sich das auf den Schnitt von 52.233 Euro auswirkt.
Es war deutlich herauszuhören, dass man sich einen Platz in der Solidargemeinschaft im Schulterschluss mit der GKV vorbehält. Wörtlich widerspricht die PKV dem Verdacht, man habe sich auf Kosten der GKV durch die Coronakrise navigiert. Dr. Florian Reuther rechnet jedoch mit einer Diskussion zur Rolle der PKV aus Richtung des linken Parteienspektrums im Rahmen des Bundestagswahlkampfs 2021.