Digitale Adhärenz
Adhärenz ist entscheidend für den Therapieerfolg, insbesondere bei chronischen Erkrankungen. Digitale Adhärenztechnologien sollen Patienten bei der Medikamenteneinnahme unterstützen. Eine geplante Kampagne wird technische und kulturelle Aspekte berücksichtigen, um die Nutzung digitaler Werkzeuge zu verbessern und Adhärenz zu fördern.
Die Adhärenz, also die Einhaltung ärztlicher Empfehlungen von Behandlungsplänen, die Medikamenteneinnahme, Ernährungsumstellungen und Änderungen des Lebensstils, spielt eine entscheidende Rolle für das Erreichen therapeutischer Ziele und die Verbesserung der Patientenergebnisse. Eine mangelnde Adhärenz stellt ein erhebliches Problem dar, insbesondere bei chronischen Erkrankungen. Sie führt zu negativen gesundheitlichen Folgen, erhöhten Gesundheitskosten und einer verminderten Lebensqualität der Betroffenen. Studien zeigen, dass die Adhärenzraten bei Patienten mit chronischen Krankheiten oft bei etwa 50 % liegen. Diese hohe Prävalenz der Non-Adhärenz unterstreicht die Notwendigkeit effektiver Strategien zur Verbesserung der Therapietreue.
Während der Begriff »Compliance« eine eher passive Rolle des Patienten im Sinne der bloßen Befolgung ärztlicher Anweisungen impliziert, beschreibt »Adhärenz« eine aktivere, partnerschaftliche Beziehung zwischen Patient und Gesundheitsdienstleister, bei der gemeinsam vereinbarte Therapieziele verfolgt werden.
Neu sind Digitale Adhärenztechnologien (DATs). Sie umfassen Werkzeuge, die entwickelt wurden, um Menschen bei der Einnahme ihrer Medikamente zu unterstützen, indem sie digitale Komponenten nutzen. Diese technologiebasierten Lösungen dienen dazu, Patienten bei der Verwaltung ihrer Medikamenteneinnahmepläne zu helfen und ihre Adhärenz zu den verschriebenen Behandlungen zu verbessern.
Cultural-Foresight-Ansatz ergänzt Positionspapier für digitale Adhärenz
21. März 2025
Prof. Dr. med. Siegfried Jedamzik ist seit 45 Jahren Hausarzt und hat die digitale Transformation des Gesundheitswesens wie kaum ein anderer von Beginn an mitgestaltet. Meine Zusammenarbeit mit Dr. Siegfried Jedamzik begann bereits vor einiger Zeit, als ich einen seiner Telemedizintage in München moderieren durfte. Wir teilen die Intention, strukturell für eine digitale Adhärenz nach humanistischem Vorbild sorgen zu wollen.
Daher hat mich Siegfried Jedamzik angesprochen und eingeladen, eine kulturwissenschaftliche und philosophisch informierte Perspektive in die Entwicklung eines Positionspapiers einzubringen.
Die Arbeiten an einer publikumsorientierten Cultural-Foresight-Kampagne laufen also gerade an.
Hintergrund und Motivation
In einem Zeitgeschenk haben Herr Jedamzik und ich folgende Fragen und Eckpunkte diskutiert:
Wie können wir sicherstellen, dass Patienten die verfügbaren digitalen Werkzeuge effektiv nutzen?
Grundsätzlich war unser Gespräch von den Abwägungen geprägt, wie einem technologischen Strukturalismus humanistisch entgegengewirkt werden kann. Denn weder liegt das Heilsversprechen der Technologie in der nächsten Fußfessel, die wir auf unseren Smartphone installieren, noch sollten wir in Krankheit geworfene Menschen mit technologischen Fehlschlüssen behelligen.
Geplante Kampagne
Gemeinsam planen wir die Entwicklung eines Positionspapiers zur digitalen Adhärenz, das sowohl die technischen als auch die kulturellen Aspekte berücksichtigt. Der Ansatz umfasst:
Eine breit angelegte Umfrage unter Haus- und Fachärzten zur aktuellen Situation
Einbindung von Patientenperspektiven durch Zusammenarbeit mit Selbsthilfeverbänden
Analyse der Schnittstelle zwischen elektronischer Patientenakte (ePA) und Nutzerverhalten
Entwicklung von Implementierungsstrategien für eine verbesserte digitale Adhärenz
Methodischer Ansatz
Das Vorhaben wird durch den von mir entwickelten Cultural Foresight Ansatz begleitet. Der berücksichtigt folgende Ebenen:
Dekonstruktion der aktuellen Narrative zur digitalen Gesundheitsversorgung
Analyse systemischer Ursachen für mangelnde Adhärenz
Identifikation zugrundeliegender Weltbilder und Überzeugungen
Entwicklung neuer Erzählungen und Handlungsempfehlungen
Wer Interesse am tätigen Zusammenhandeln in dieser Frage entwickelt, kann sich ein Zeitgeschenk aus meinem Kalender greifen oder sich gleich hier eintragen.