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Phänomene

Kulturelle strategische Vorausschau

Phänomene im Cultural Foresight Framework werden als ontologische Manifestationen betrachtet, die zunächst in ihrer Existenz erkannt werden müssen, bevor sie analysiert werden. Die Identifikation dieser Phänomene ist entscheidend, um kulturelle Dynamiken zu verstehen. Probleme wie die unzureichende Umsetzung der elektronischen Patientenakte in Deutschland verdeutlichen die Diskrepanz zwischen technologischen Möglichkeiten und deren Implementierung, während präzise Begriffsklärungen für tiefere Analysen unerlässlich sind.

Written by: Frank Stratmann

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Update from Jul 10, 2025

Im Kontext des Cultural Foresight Frameworks betrachten wir Phänomene als ontologische Manifestationen in einem Sinnfeld. Phänomene markieren manchmal eine Banalität. Ein anderes Mal provoziert es einen Zustand der Desorientierung.

Ein philosophisches Problem hat die Form: »Ich kenne mich nicht aus«.

Wenn Wittgenstein sagt, »Ich kenne mich nicht aus!«, beschreibt er einen Zustand der Verwirrung oder Verstrickung in den Regeln der Sprache. Es ist nicht einfach ein Mangel an Wissen im wissenschaftlichen Sinne, sondern ein Gefühl des Verlorenseins im eigenen Denken und Sprechen. Man hat das Gefühl, die Dinge nicht klar sehen oder ausdrücken zu können, obwohl man die Worte kennt. Je stärker dieses Gefühl, desto grundsätzlicher werden wir. Idealiter. Wir kennen das aus Lebenskrisen, denen wir wahlweise konstruktiv (vernunftbegabt) oder destruktiv (irrational) begegnen.

In dem allerersten Schritt der Dekonstruktion im Zyklus eines »Cultural Strategic Foresight Prozess« geht es darum, die in einem Bedeutungszusammenhang erscheinenden Phänomene zunächst als Existenz zu begreifen und zu identifizieren, bevor wir sie tiefergehend analysieren. Unter einem Phänomen verstehen wir dann ein philosophisches Problem; womit wir erst einmal meinen, dass es sich nicht durch einen Fingerstreich aus der Welt schaffen lässt, sondern intellektuelle Mühe und Sorgfalt bemüht.

Der Ansatz folgt dem Prinzip der kulturellen Vorausschau, wobei wir Erscheinungen nicht vorschnell bewerten oder kategorisieren, sondern sie zunächst in ihrer bloßen Existenz wahrnehmen. Das Erkennen der Phänomene bildet die Grundlage für die weitere Analyse mittels der Causal Layered Analysis (CLA), bei der wir von der oberflächlichen Litanei zu den systemischen Gründen, Weltanschauungen und schließlich zugrundeliegenden Mythen vordringen.

Die bewusste Identifikation der Phänomene als erster Schritt ermöglicht es uns, die kulturellen Dynamiken und vorausgehende Intentionalität zu erkennen, die in einem bestimmten Sinnfeld wirken. Dabei verstehen wir Intentionalität nicht nur als Absicht, sondern als eine Gerichtetheit des Denkens, das den aktuellen Status beschreibt. Bisweilen haben wir es mit Vorstellungen und Irrtümern zu tun, die Handlungen provozieren, die den Status reproduzieren, also erhalten.

Beispiel: Gesundheitsgeschehen im Wandel

Im Gesundheitswesen lassen sich verschiedene Phänomene beobachten, die für eine kulturelle Vorausschau relevant sind. Nehmen wir das Phänomen der zunehmenden Digitalisierung und Technologisierung der Gesundheitsversorgung. Einerseits werden zahlreiche Hoffnungswerte postuliert, die sich nicht zuletzt dadurch rechtfertigen, dass Medizin immer schon ein datengestütztes Projekt war. Diese Struktur erlaubt es ›an sich‹, erfolgreich Digitalisierung zu betreiben. Jedoch verkommt es zum Selbstzweck, ethische Abwägung fehlt oder lokale (europäische) Werte dahingehend werden der kulturellen Hegemonie des Silicon Valleys und künftig China ausgesetzt.

Als reines Phänomen beobachten wir zunächst den verstärkten Einsatz von Telemedizin, digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) und KI-gestützten Diagnoseverfahren. Diese Manifestationen existieren im Sinnfeld »Gesundheit« und verändern die Art und Weise, wie Gesundheitsversorgung erlebt und praktiziert wird.

Statt diese Entwicklung reflexartig als »enthusiastischen Fortschritt« oder »gefährliche Entmenschlichung« zu bewerten, betrachten wir das Phänomen zunächst als Existenz. Dabei erkennen wir unterschiedliche Intentionalität, die diesem Phänomen zugrunde liegt: Effizienzsteigerung, Kosteneinsparung, verbesserte Zugänglichkeit, aber auch Datensammlung und neue Formen der Kontrolle.

Diese phänomenologische Betrachtung ermöglicht es uns, in der weiteren Dekonstruktion tieferliegende Schichten freizulegen – etwa die systemischen Strukturen des Gesundheitsmarktes, die Weltanschauung einer durch Technologie getriebenen Optimierung des Körpers oder den Mythos der vollständigen Erklärbarkeit des Menschen, um seine Gesundheit und Krankheit zu kontrollieren.

Ergo

Die Betrachtung von Phänomenen als ontologische Manifestationen in einem Sinnfeld ist also der Ausgangspunkt unseres Cultural Foresight Frameworks. Durch die bewusste Zurückhaltung vorschneller Bewertungen und die methodische Dekonstruktion der beobachteten Phänomene eröffnen sich tiefere Einsichten in kulturelle Dynamiken und der erkennbaren Intentionalität. Dieser phänomenologische Ansatz ermöglicht es, vom bloßen Erscheinen zur Erkenntnis der strukturellen, weltanschaulichen und mythologischen Ebenen vorzudringen und damit ein umfassenderes Verständnis gesellschaftlicher Entwicklungen zu gewinnen.

In einer zunehmend komplexen und schnelllebigen Realität bietet diese Methodik einen wertvollen Rahmen, um kulturelle Wandlungsprozesse nicht nur zu beobachten, sondern in ihrer Tiefenstruktur zu verstehen und mögliche Zukunftspfade zu antizipieren.


CRITICAL-Cycle

0.11

Cultural Strategic Foresight

Groundwork

Dekonstruktion

Litanei

Systemische Ursachen

Weltbilder & Ideologien

Mythen & Metpahoriken

Szenarien

Rekonstruktion

Neue Narrative

Neue Gewissheiten

Neue Anliegen

Neue Werte & Strategien

Iteration

Methoden

Cultural Strategic Foresight

Groundwork

Dekonstruktion

Litanei

Systemische Ursachen

Weltbilder & Ideologien

Mythen & Metpahoriken

Szenarien

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Neue Gewissheiten

Neue Anliegen

Neue Werte & Strategien

Iteration

Methoden

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Frank Stratmann

AVAILABLE FOR WORK

I am Frank Stratmann – an experienced foresight and communication designer, passionately working for healthcare professionals. Also known as @betablogr.

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