Myth & Metaphor

Wahrhaftigkeit

Wahrhaftigkeit

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Update from 29.03.2025

Die Suche nach objektiver Wahrheit in einer komplexen Welt ist ein soziales Projekt.

Die Suche nach objektiver Wahrheit in einer komplexen Welt ist ein soziales Projekt.

Wahrheit ist ein soziales Projekt

Wahrheit kann niemand allein für sich beanspruchen. Die Gesellschaft als Ganzes muss sich gemeinsam der Wahrheitsfindung widmen. In einer Zeit, die von beispielloser Komplexität geprägt ist, wäre es vermessen, von einzelnen Personen oder Institutionen einen vollständigen Überblick zu erwarten.

Unser Wahrheitsverständnis ist oft selbst von Mythen geprägt. Was wir für unumstößliche Fakten halten, basiert häufig auf unhinterfragten Annahmen und kulturellen Narrativen. Diese mythologische Dimension der Wahrheit zeigt sich besonders deutlich in der Art und Weise, wie verschiedene Gesellschaften und Epochen unterschiedliche "Wahrheiten" als selbstverständlich akzeptieren.

Diese Erkenntnis sollte uns jedoch nicht zum Relativismus verführen. Vielmehr fordert sie uns auf, unsere eigenen Wahrheitsansprüche kritisch zu reflektieren und den dialogischen Prozess der Wahrheitsfindung als kontinuierliche gesellschaftliche Aufgabe zu verstehen.

Die Vorstellung einer allwissenden Instanz, die alle Zusammenhänge durchschaut und daraus die richtigen Handlungsempfehlungen ableitet, ist eine gefährliche Illusion.

Stattdessen müssen wir akzeptieren, dass Wahrheitsfindung ein kollektiver Prozess ist - einer, bei dem wir auf dem aufbauen, was vorangegangene Generationen erarbeitet haben.

Wie in der Wissenschaft stehen wir auch gesellschaftlich auf den Schultern. Hier nicht von einzelnen Riesen, sondern der Gemeinschaft aller.

Der Weg zur Wahrheit ist dabei nicht linear, sondern von gemeinsamem Lernen aus Irrtümern geprägt. Diese kollektive Entwicklung ermöglicht es uns, schrittweise zu einem besseren Verständnis der Realität zu gelangen.

Umgang mit Bewältigungsstrategien

Sowohl Timothy Snyder als auch Markus Gabriel betonen in ihren aktuellen Werken die zentrale Bedeutung von Faktizität und objektiver Wahrheit für die Überwindung des postmodernen Antirealismus. Für Snyder ist Faktizität - der Zugang zu verlässlichen Informationen und die Fähigkeit, die Welt so zu verstehen, wie sie ist - eine der fünf Grundbedingungen für Freiheit. Er argumentiert, dass echte Freiheit nur auf dem Fundament gesicherter Tatsachen gedeihen kann.

Gabriel entwickelt diese Position in seinem Konzept der "Neuen Aufklärung" weiter. Er kritisiert den Relativismus und Sozialkonstruktivismus, die behaupten, dass Tatsachen nur von Perspektiven oder sozialen Konstrukten abhängen. Stattdessen plädiert er für eine Rückbesinnung auf objektive Tatsachen als Grundlage für Freiheit und gesellschaftlichen Fortschritt.

Beide Denker stimmen darin überein, dass Wahrheitsfindung ein kollektives Projekt ist. Wie Snyder betont:

Wir können nicht frei sein, wenn unsere Wahrheiten nicht von anderen goutiert werden können.

Gabriel formuliert ähnlich.

Die Wirklichkeit erkennt man niemals alleine. Wer denkt, kann sich täuschen, und nur wer sich täuscht, kann sich korrigieren.

Diese geteilte Perspektive unterstreicht die Notwendigkeit, den postmodernen Antirealismus durch einen neuen, sozialen Realismus zu überwinden, der Tatsachen als Grundlage für gesellschaftlichen Zusammenhalt und Fortschritt anerkennt.

Deshalb bevorzugen wir die Progressive Antizipation.

Lüge als Geschäftmodell

Lüge als Geschäftsmodell im digitalen Zeitalter

Im Internet hat sich durch die massenhafte Verbreitung von Deepfakes und manipulierten Inhalten die Lüge zu einem lukrativen Geschäftsmodell entwickelt.

Prominente wie Eckart von Hirschhausen werden Opfer gefälschter Videos, in denen sie unwissentlich für dubiose Produkte oder Verschwörungstheorien werben – ein Missbrauch, gegen den sie sich rechtlich zur Wehr setzen müssen.

Der Präzedenzfall von Hirschhausens erfolgreichem Urteil gegen Meta signalisiert eine wichtige Entwicklung: Plattformen werden nun verstärkt für die Verbreitung solcher Inhalte zur Rechenschaft gezogen.

Diese Situation unterstreicht nicht nur die enormen Herausforderungen im Kampf gegen Falschinformationen, sondern auch die dringende Notwendigkeit, digitale Plattformen stärker in die Pflicht zu nehmen.

Dialektik der Aufklärung

Die "Dialektik der Aufklärung" von Horkheimer und Adorno zeigt eindrücklich, wie der Versuch der Vernunft, die Welt zu entzaubern und zu beherrschen, in sein Gegenteil umschlagen kann. Was als Befreiung des Menschen gedacht war, führt paradoxerweise zu neuen Formen der Unterdrückung.

Die Autoren argumentieren, dass die reine Instrumentalisierung der Vernunft, die alles dem Maßstab der Berechenbarkeit und Nützlichkeit unterwirft, letztlich selbst zu einem Mythos wird. Die technische Rationalität, die ursprünglich zur Überwindung von Aberglauben und Mythos gedacht war, entwickelt sich zu einer neuen Form des Totalitarismus.

Diese Erkenntnis ist besonders relevant für unseren heutigen Umgang mit Wahrheit und Fakten. Die Wahrhaftigkeit als Tugend muss daher sowohl die kritische Reflexion über die Grenzen der Vernunft als auch das Bewusstsein für die Gefahren einer rein instrumentellen Rationalität einschließen.

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Mar 29, 2025

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Frank Stratmann

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