Gesellschaft
Ideologie
Mensch
ID akzeleration
Phase: Ideologie
Akzeleration
Akzeleration beschreibt die beschleunigte technologische und gesellschaftliche Entwicklung, mit philosophischen und strategischen Perspektiven. Während philosophischer Akzelerationismus gesellschaftliche Transformation anstrebt, fokussiert Rushkoffs strategischer Ansatz der Tech-Elite auf individuelle Rettung und Exklusion, kritisiert als nihilistisch und selbstsüchtig.
Written by: Frank Stratmann
Gesellschaft
Update from Jul 9, 2025
Der Begriff »Akzeleration« beschreibt im Kontext von Rushkoffs »Survival of the Richest« ein Phänomen der beschleunigten technologischen und gesellschaftlichen Entwicklung, das unterschiedliche Perspektiven und Interpretationen aufweist.
Philosophische Perspektive
Aus philosophischer Sicht bezeichnet der Akzelerationismus eine Denkrichtung, die davon ausgeht, dass gesellschaftlicher und technologischer Wandel durch radikale Beschleunigung vorangetrieben werden kann. Diese Philosophie betrachtet die transformative Kraft der Technologie als Mittel, um bestehende Strukturen aufzulösen und neue Möglichkeiten zu eröffnen, die über das Menschliche hinausgehen.
Kernelemente dieser philosophischen Betrachtung sind:
Die Idee der »Deterritorialisierung« – die Auflösung bestehender Strukturen und Identitäten durch technologische und ökonomische Beschleunigung
Die Erwartung eines Moments der Diskontinuität, oft als »Event« bezeichnet, der mit Konzepten wie der »technologischen Singularität« oder posthumanistischen Utopien verbunden ist
Die Ambivalenz und Reflexion der Risiken einer solchen Beschleunigung, aber auch ihrer potenziell emanzipatorischen Möglichkeiten
Die philosophische Perspektive, wie sie in den beiden Sammlungen »Akzeleration 1 / 2« (erschienen im Merve Verlag) diskutiert wird, betrachtet kritisch die Wechselwirkungen zwischen kapitalistischen Dynamiken, technologischen Innovationen und gesellschaftlichen Transformationen.
Strategische Perspektive
Im Gegensatz dazu beschreibt Rushkoff in Survival of the Richest eine strategische Variante des Akzelerationismus, die von der Tech-Elite verfolgt wird. Diese ist weniger philosophisch reflektiert und stärker auf individuelle Interessen ausgerichtet.
Die Tech-Milliardäre sehen in der Beschleunigung eine Strategie, um ein »Event« herbeizuführen oder sich darauf vorzubereiten. Die Besonderheit daran ist, dass die TEX selbst glaubt, sich in ein Paradigma der Unausweichlichkeit gebracht zu haben.
Statt gesellschaftlicher Transformation steht die individuelle Rettung im Vordergrund – die »Exitstrategien« der Superreichen.
Die Beschleunigung dient nicht dem kollektiven Fortschritt, sondern der Flucht vor den Folgen der eigenen Handlungen.
Rushkoff kritisiert, dass dieser ›Techno-Akzelerationismus‹ der Superreichen primär auf Exklusion abzielt und in einem nihilistischen »Mindset« wurzelt. Die Elite glaubt, durch genügend Technologie und Kapital den selbst verursachten Problemen entkommen zu können – »wie ein Auto, das schnell genug fährt, um seinen eigenen Abgasen zu entkommen.«
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Beide Perspektiven teilen die Grundannahme eines durch Beschleunigung herbeigeführten Bruchs (»Event«). Der entscheidende Unterschied liegt in der Zielrichtung: Während der philosophische Akzelerationismus eine gesamtgesellschaftliche Transformation anstrebt und auch emanzipatorische Potenziale diskutiert, zielt der von Rushkoff beschriebene strategische Akzelerationismus der Tech-Elite auf individuelle Rettung und privilegierte Absonderung.
In Rushkoffs Analyse wird deutlich, dass die Tech-Elite durch ihre Beschleunigungsstrategien nicht an kollektiven Lösungen interessiert ist, sondern an technologischen Exitstrategien, die es ihnen ermöglichen sollen, die Konsequenzen ihrer eigenen Handlungen zu umgehen – sei es durch Luxusbunker, private Inseln oder sogar transhumanistische Projekte zur Überwindung biologischer Grenzen.
Die erwähnten Bücher
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