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Phase: Neues Anliegen

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Written by: Frank Stratmann

Gesellschaft

Update from Sep 29, 2025

Die New Moral Political Economy (NMPE) stellt einen interdisziplinären Ansatz dar, der moralische und ethische Prinzipien in wirtschaftliche und politische Entscheidungsprozesse integriert. Entstanden als Antwort auf die Limitierungen des klassischen ökonomischen Denkens, adressiert dieser Ansatz die vielschichtigen Krisen des Neoliberalismus, der zunehmenden sozialen Ungleichheit und der fortschreitenden ökologischen Zerstörung.

→ Berücksichtige dazu auch unsre Gedanken zur New Moral Health Economy.

Grundprinzipien einer moralischen Ökonomie

Im Zentrum der NMPE steht das Streben nach einer gerechteren, nachhaltigeren und inklusiveren Gesellschaft. Sie positioniert soziale Gerechtigkeit, ökologische Verantwortung und menschliches Wohlbefinden als Kernwerte und denkt dabei das Verhältnis zwischen Individuum, Staat und Wirtschaft fundamental neu. Die Idee der »erweiterten Gemeinschaft des Schicksals« prägt diesen Ansatz – Menschen erkennen ihre Interessen als miteinander verwoben und entwickeln ein Bewusstsein für kollektive Verantwortung.

Die ökologische Dimension nimmt in der NMPE eine zentrale Rolle ein. Nennen wir das den ›Ökologischen Imperativ‹. Wirtschaftliche Aktivitäten müssen innerhalb der planetaren Grenzen stattfinden, was eine tiefgreifende Transformation unserer Produktions- und Konsummuster erfordert. Gleichzeitig fokussiert dieser Ansatz den Abbau sozialer Ungleichheiten durch gezielte Umverteilungsmechanismen und die Anerkennung verschiedener Identitäten und Lebensentwürfe.

Ein erweitertes Menschenbild

Die NMPE distanziert sich vom reduktionistischen Konzept des ›Homo oeconomicus‹. Statt Menschen als rein nutzenmaximierende Einzelwesen zu betrachten, erkennt sie deren soziale Natur an. Menschen sind in Gemeinschaften eingebettet und gedeihen durch Kooperation, gegenseitige Unterstützung und geteilte Werte. Dieses ganzheitliche Menschenbild steht in direktem Widerspruch zur individualistischen Logik des Neoliberalismus und bildet die anthropologische Grundlage für eine moralisch fundierte Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung.

Der Staat als aktiver Gestalter

In der NMPE wandelt sich das Verständnis staatlicher Aufgaben grundlegend. Der Staat wird nicht mehr primär als Regulator oder Dienstleister für die Wirtschaft begriffen, sondern als aktiver Gestalter einer gerechten Gesellschaft. Er fungiert als Plattform, auf der kollektive Interessen artikuliert werden können, begrenzt die destruktiven Tendenzen eines entfesselten Marktes und schafft Rahmenbedingungen, die soziale Teilhabe, menschliche Würde und ökologische Nachhaltigkeit fördern.

Wirtschaft als gesellschaftlich eingebettetes System

Ein zentrales Anliegen der NMPE ist die Wiedereingliederung der Wirtschaft in den gesellschaftlichen Kontext. Ökonomische Aktivitäten dürfen nicht isoliert betrachtet werden, sondern müssen stets in ihrem sozialen und ökologischen Zusammenhang verstanden werden. Märkte sollten so gestaltet sein, dass sie dem Gemeinwohl dienen und nicht ausschließlich Partikularinteressen bedienen. Diese Perspektive erfordert eine fundamentale Neuausrichtung wirtschaftlicher Institutionen und Prozesse.

Praktische Implikationen und Handlungsfelder

Die NMPE bleibt nicht bei theoretischen Überlegungen stehen, sondern entwickelt konkrete Handlungsansätze. Dazu zählen die Einführung alternativer Messgrößen jenseits des BIP, etwa in Form eines »Bruttonationalwohlbefindens«, die Institutionalisierung ethischer Grundsätze in Unternehmensstrukturen sowie die Förderung von Bildungskonzepten, die eine moralisch fundierte Entscheidungsfindung stärken. Besondere Aufmerksamkeit gilt zudem der Entwicklung nachhaltiger Wertschöpfungsketten, die ökologische und soziale Kosten transparent machen und internalisieren.

Intellektuelle Impulsgeber und Wegbereiter

Der akademische Diskurs der NMPE wird von verschiedenen einflussreichen Denkern geprägt. Margaret Levi, Mitbegründerin des NMPE-Programms am Center for Advanced Study in the Behavioral Sciences (CASBS), betont die Bedeutung inklusiver Institutionen. Der Philosoph Markus Gabriel hat das Konzept eines »ethischen Kapitalismus« entwickelt, während Darrick Hamilton für die Integration von Identitätsfragen in die politische Ökonomie plädiert. Amartya Sen, bekannt für seine wegweisenden Arbeiten zur Wohlfahrtsökonomie, liefert wichtige philosophische Grundlagen.

Die NMPE versteht sich als Teil einer umfassenderen Bewegung in Richtung einer »Neuen Aufklärung«. Sie verbindet moralischen Fortschritt mit wirtschaftlicher Innovation und fordert einen grundlegenden Paradigmenwechsel hin zu einer kooperativen, gerechten und nachhaltigen Gesellschaftsordnung – eine Vision, die angesichts multipler globaler Krisen dringlicher erscheint denn je.

Wirtschaftsnobelpreis 2024 und die Verbindung zur New Moral Political Economy

Der Wirtschaftsnobelpreis 2024 wurde an Daron Acemoglu, Simon Johnson und James A. Robinson für ihre Forschung zu Wohlstandsunterschieden zwischen Nationen verliehen. Die Preisträger haben gezeigt, dass eine Erklärung für Wohlstandsunterschiede zwischen Ländern in der Art der sozialen Institutionen liegt.

Laut der Nobelpreisjury wurde Acemoglu besonders für seine »Beiträge zur politischen Ökonomie und seine Arbeiten zur Rolle von Institutionen in der wirtschaftlichen Entwicklung« ausgezeichnet. Die Jury würdigte seine Fähigkeit, »theoretische Modelle mit empirischen Analysen zu verbinden, um die komplexen Zusammenhänge zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu erklären«.

Verbindung zur New Moral Political Economy

Acemoglus Arbeiten haben eine direkte Verbindung zur New Moral Political Economy (NMPE), da beide Ansätze die Bedeutung von inklusiven Institutionen und einer gerechten Verteilung von Macht und Ressourcen betonen. Seine Studien zur Regulierung von Technologien und deren gesellschaftlichen Auswirkungen spiegeln Kernideen der NMPE wider, indem sie die Notwendigkeit einer Balance zwischen Innovation und sozialer Gerechtigkeit hervorheben.

Besonders relevant ist sein gemeinsam mit Robinson verfasstes einflussreiches Buch »Why Nations Fail: The Origins of Power, Prosperity, and Poverty« (2012), das die Bedeutung von inklusiven Institutionen für nachhaltiges Wirtschaftswachstum betont – ein Konzept, das sich mit den Grundprinzipien der NMPE deckt.

Die NMPE strebt eine fundamentale Neuausrichtung politischer und wirtschaftlicher Systeme an und zielt auf eine gerechtere, nachhaltigere und inklusivere Gesellschaft ab. Acemoglus Forschung liefert empirische Belege für diese Ansätze, indem sie zeigt, wie »Gesellschaften mit schwacher Rechtsstaatlichkeit und Institutionen, die die Bevölkerung ausbeuten, kein Wachstum und keinen Wandel zum Besseren bringen«.

Seine Arbeiten lassen sich in den Kontext der NMPE einordnen, die ebenfalls eine kritische Reflexion über die Schwächen des gegenwärtigen kapitalistischen Systems fordert und nach Wegen sucht, soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und menschliches Wohlbefinden zu vereinen.

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