Was ist an Philosophie nicht real, Herr Horneber?
Freitag, 10. Oktober 2025
"Wer keine Entscheidung trifft, trifft aktiv die Entscheidung, nichts zu entscheiden. In der Gesundheitspolitik braucht es den Mut zur großen Entscheidung, auch in komplexen Zeiten. Lassen Sie uns über die Rolle des Cultural Foresight Analysten sprechen!"
Fragment
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Markus Horneber reflektiert auf LinkedIn über Entscheidungskultur.
Nicht zu entscheiden sei selbst eine Entscheidung. Soweit bin ich einverstanden.
In der Gesundheitspolitik fehlen ihm klare Linien; es wird zu viel beraten und verschoben. Entscheidungen entstehen aus Rahmenbedingungen, Erfahrung, Zielen und einer Annahme über die Zukunft, unterstützt von unternehmerischem Mut.
Woher der unternehmerische Mut kommen sollte, wenn man sich in einem planwirtschaftlichen Umfeld des ersten Gesundheitsmarktes bewegt, lässt er aus.
Als Beispiel schildert er die Fusion eines diakonischen AGAPLESION-Krankenhauses mit einem städtischen Klinikum in Darmstadt – in dieser Größenordnung neuartig und ohne Handbuch. Leitend sind klare Ziele, meint der Agaplesion-Chef. Bessere Versorgung vor Ort und sichere Arbeitsplätze bleiben als Wert. Der Weg bleibt unsicher; Fehler werden erwartet und korrigiert. Entscheidend sei der gemeinsame Prozess von Verantwortlichen und Mitarbeitenden.
Sein Fazit: In schwierigen Zeiten braucht es den Mut zur großen Entscheidung.
Über ein Zitat habe ich nachgedacht. Wie oben erwähnt, sagt Horneber:
Wer keine Entscheidung trifft, trifft die aktive Entscheidung, nichts zu entscheiden. Es geht also nicht ohne. Philosophisch? Ja. Aber doch trotzdem auch so real.
Meine erste Frage wäre: Was an »philosophisch« ist nicht real? Die Unterscheidung zwischen philosophischem und unternehmerischem Pragmatismus, der in der salopp angefügten Bemerkung herauszulesen ist, hat keine Zukunft. Das ist eine der ersten Entscheidungen, die wir zu treffen hätten. Diese Unterscheidung zu vermeiden.
Was die Gesundheitspolitik betrifft, haben wir uns im Wendekreis verfahren. Klare Linien und klare Entscheidungen klingen für mich immer stärker nach einem Vernunftsbegriff, der sich zu stark ins Rationale verschoben hat. Damit meine ich eine Form der Vernunft, die mit wachsender Komplexität entfremdet und dabei schon wieder an einen instrumentellen Vernunftsbegriff erinnert.
Wir stecken im Übergang zu einer Kultur der Komplexität, wie Dirk Baecker und andere das erwarten. Diese Komplexität zeichnet sich dadurch aus, dass institutionelle Vernunft nicht nur zerfasert, sondern mit mathematischer Gewissheit über die in den vergangenen dreißig Jahren etablierte Vernetzung zerfällt. Manche nennen das Stagnation oder Degeneration.
Aus dem Wendekreis finden wir allerdings nur heraus, wenn wir grundsätzlicher nachdenken. Vielleicht war es keine gute Idee, die vielen ausgebildeten Geisteswissenschaftlerinnen zu Flyersachbearbeiterinnen zu degradieren. Kommunikation kann einen Beitrag leisten für eine bevorzugte Kultur in Zukunft. Nicht in Pressemitteilungen oder auf Homepages.
Lassen Sie uns gern einmal über die Rolle des Cultural-Foresight-Analysten für Gesundheitseinrichtungen sprechen. Wem das alles ein Rätsel war … https://betablogr.de/zeitgeschenk
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