Mensch

Digital Literacy

Digitale Kompetenz

ID BTBLGR-CMP-35

Chapter 12.23

English

Kulturelle Praxis

Verantwortungsvolle KI-Kompetenzstandards

Die Akzeptanz neuer Technologien wie Smartphones und KI-gestützter Sprachmodelle hängt von kulturellen Praktiken und gesellschaftlichen Veränderungen ab. Diese Technologien bieten vereinfachte Lösungen für alltägliche Aufgaben, wobei ihre rasche Adoption durch bestehende Kommunikationsbedürfnisse begünstigt wird. Die Diskussion über den moralischen Wert des Besitzes eines Smartphones und die Abhängigkeit von Sprachmodellen wird ebenfalls thematisiert.

Written by: Frank Stratmann

BTBLGR-CMP-35

Update from Apr 14, 2025

Nennen wir die durchschnittlichen Nutzer einfach »Realos«. Dabei wird deutlich, dass sogenannte Early Adopters nicht zwingend repräsentativ für die breite Masse sind.

Wir begeistern uns oft für Innovationen, die sich später als Fehlschläge erweisen – man denke an Second Life, Segway oder Google Glass. Es mag sein, dass sie ihrer Zeit voraus waren. Second Life soll jetzt Metaversum heißen. Segway sind die herumliegenden Elektroroller, und bei Brillen, die etwas können, ist vielleicht bisher nicht das letzte Wort gesprochen.

Die frühe Adaption von Technologie durch Realos steigt mit dem Grad einer Kultur der Digitalität.

Ein aufschlussreiches Beispiel aus meinem Vortrag zur Digitalisierung vor Realos vor 15 Jahren: Das Radio benötigte 9 Jahre, um 50 Millionen Nutzer zu erreichen. Der iPod schaffte dieselbe Nutzerzahl in nur 9 Monaten – eine einprägsame Beschleunigung.

Felix Stalder schreibt in Kultur der Digitalität, wie digitale Technologien sich dort verbreiten konnten, »wo Bedarf für sie schon vorhanden war« und dass deren Nutzung »mit bestimmten kulturellen Praktiken« verschränkt ist, z. B. in Kontexten von Selbstermächtigung, fluiden Identitäten und post-bürokratischer Kreativwirtschaft.

Insbesondere betont er, dass sich neue Technologien »vom Rand ins Zentrum« bewegen konnten, weil sich die Gesellschaft zuvor strukturell gewandelt hatte, z. B. durch die Wissensökonomie oder die Erosion traditioneller Institutionen.

Wörtlich schreibt er:

Es war also eine Kombination aus positiver Vision und Druck, die unterschiedlichste Akteure dazu motivierte, mit teilweise beträchtlichem Aufwand ihr bisheriges Verhalten, die etablierten Prozesse und gewachsenen Institutionen zu verändern.

Das spricht stark dafür, dass in einer Kultur der Digitalität bereits eine Offenheit, ja ein kultureller Rahmen für frühe Technologierezeption vorhanden ist – besonders bei Akteuren, die mit diesen kulturellen Formen sozialisiert oder vertraut sind.

Das Smartphone erfüllt zwar kein grundlegendes Kommunikationsbedürfnis, ermöglicht aber zahlreiche Aktivitäten, die sonst erheblichen Aufwand erfordern würden.

Diese Veränderung unserer Alltagspraxis ist nicht durchweg negativ oder positiv. Deshalb führe ich den Begriff der Shortcut-Technologien ein: Sie versprechen, gewünschte Ergebnisse schneller und müheloser zu erreichen als herkömmliche Methoden. Wir müssen auf unsere Institutionen achten.

Sprache ist immer kulturell prägend

Ist es schon unmoralisch, kein Smartphone zu besitzen? Was, wenn wir künftig keine Texte mehr akzeptieren, die nicht von einem LLM falsifiziert wurden?

Die von Stalder beschriebene Bewegung vom Rand ins Zentrum gewinnt im Kontext von Sprachmodellen besondere Bedeutung. Da Sprache nicht nur ein Werkzeug, sondern das fundamentale Medium menschlicher Existenz und Kulturbildung ist, erscheint die rasche Adoption von Sprachmodellen durch breite Bevölkerungsschichten fast zwangsläufig. Anders als bei vielen anderen digitalen Innovationen, die zunächst Nischenanwendungen waren, trifft KI-gestützte Sprachverarbeitung direkt ins Zentrum alltäglicher Praktiken – vom einfachen Gespräch bis zur komplexen Textproduktion. Diese zentrale Positionierung macht Sprachmodelle für Realos besonders attraktiv, da sie an bereits existierende Kommunikationsbedürfnisse und -gewohnheiten anknüpfen.

Wenn sich sogenannte große Sprachmodelle (LLMs) ab sofort untermischen, ist es nicht verwunderlich, dass jeder Realo einen Prompt schreiben kann. Das stoische Wesen des stochastischen Papageis sorgt dafür, dass er aufs Wort hört. Fast fühlt es sich an, als hätten wir ihn in kürzester Zeit auf unsere Bedürfnisse hin dressiert. Dabei kommt auf die Worte an, die wir ihm anvertrauen, und deshalb wäre es fatal, wenn die Nerds der Sprache sich zurückziehen und die Sprachmodelle kein Futter mehr bekommen.

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Chapter 12.23

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