Mensch

Digital Literacy

Digitale Kompetenz

ID BTBLGR-CMP-36

Chapter 12.24

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Digitaler Tribalismus

Ethische Technologie-Kompetenzförderung

Digitaler Tribalismus beschreibt die Bildung starker Online-Gruppen mit eigener Identität und Sprache, die sich durch Echo-Kammern und Abgrenzung von anderen auszeichnen. Dies führt zu Bestätigungsfehlern und einer Polarisierung des gesellschaftlichen Diskurses, was den konstruktiven Dialog erschwert.

Written by: Frank Stratmann

BTBLGR-CMP-36

Update from Apr 14, 2025

Digitaler Tribalismus beschreibt die Bildung von digitalen Stämmen oder Gruppen in Online-Umgebungen, die sich durch gemeinsame Interessen, Überzeugungen oder Identitäten definieren. Diese moderne Form der Tribalisierung manifestiert sich besonders stark in sozialen Medien und Online-Communitys.

Merkmale des digitalen Tribalismus

  • Starke Gruppenidentität: Mitglieder identifizieren sich stark mit ihrer digitalen Community

  • Eigene Codes und Sprache: Entwicklung spezifischer Kommunikationsformen und Insider-Begriffe

  • Echo-Kammern: Tendenz zur Verstärkung gemeinsamer Überzeugungen

  • Abgrenzung: Deutliche Unterscheidung zwischen »uns« und »den anderen«

Beispiel: Actionfiguren-Trend in sozialen Medien

Ein aktuelles Beispiel für digitalen Tribalismus zeigt sich im Phänomen der KI-generierten Actionfiguren in sozialen Medien. Dieser Trend demonstriert, wie sich digitale Gemeinschaften durch gemeinsame Praktiken und Ausdrucksformen bilden und verstärken. Manchmal erstrahlt lediglich die mediale Repräsentation anlässlich einer Kongressmesse, wie der DMEA.

Digitale Stammesbildung

Michael Seemann prägte den Begriff des digitalen Tribalismus, um ein tieferliegendes soziales Phänomen zu beschreiben, das die Verbreitung von Fake News und die Herausbildung ideologischer Gruppierungen im Internet erklärt. Er argumentiert, dass sich im digitalen Raum sogenannte „Stämme“ formieren, die sich sowohl ideologisch als auch kommunikativ von der übrigen Öffentlichkeit abgrenzen. Diese Gruppen eint nicht nur eine gemeinsame Themenagenda, sondern vor allem die Ablehnung des als „Mainstream“ empfundenen Diskurses. Fake News fungieren dabei weniger als Mittel zur bewussten Täuschung, sondern dienen als »Bestätigungsfutter« – als symbolische Munition im selbst erklärten Informationskrieg gegen die »Lügenpresse«.

Seemann erkennt in diesem Tribalismus eine neue Form sozialer Dynamik: Menschen vernetzen sich engmaschig über digitale Plattformen, ohne einander persönlich zu kennen. Die so entstehenden Gemeinschaften zeichnen sich durch starke interne Kohäsion und eine ausgeprägte Abgrenzung nach außen aus. Sie konstituieren sich entlang moralischer Narrative des „Wir gegen Sie“, was ihre kollektive Identität und Solidarität zusätzlich stärkt.

Seemanns Arbeiten zum digitalen Tribalismus sind in verschiedenen Quellen dokumentiert:

Sein Essay Digital Tribalism – The Real Story About Fake News ist als PDF auf seiner Website verfügbar.

Moralischer Tribalismus

Eine besondere Ausprägung ist der moralische Tribalismus, bei dem die Gruppenzugehörigkeit die Wahrnehmung und Bewertung von Fakten beeinflusst. Menschen tendieren dazu, Informationen zu bevorzugen, die ihre Gruppenzugehörigkeit bestätigen – auch wenn diese möglicherweise nicht der Wahrheit entsprechen.

Dieser Effekt führt zu mehreren problematischen Phänomenen:

  • Bestätigungsverzerrung: Bevorzugung von Informationen, die die eigene Gruppenposition stützen

  • Ablehnung gegenteiliger Evidenz: Fakten, die der Gruppenüberzeugung widersprechen, werden ignoriert oder umgedeutet

  • Emotionale Bindung: Gefühlsmäßige Verbundenheit mit der Gruppe überwiegt rationale Überlegungen

  • Identitätsbewahrung: Priorisierung der kollektiven Identität über objektive Wahrheitsfindung

Auswirkungen auf die digitale Gesellschaft

Die zunehmende digitale Tribalisierung hat weitreichende Folgen für den gesellschaftlichen Diskurs und die demokratische Meinungsbildung. Sie kann zu verstärkter Polarisierung führen und den konstruktiven Dialog zwischen verschiedenen Gruppen erschweren.

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