Litanei

Deutschland: Digitale Mittelmäßigkeit

Deutschland: Digitale Mittelmäßigkeit

Deutschland: Digitale Mittelmäßigkeit

Update vom 22.03.2025

Eine Analyse der digitalen Herausforderungen und Chancen in Deutschland

Eine Analyse der digitalen Herausforderungen und Chancen in Deutschland

Deutschland steckt in der digitalen Mittelmäßigkeit fest. Mit einem Digitalisierungsgrad von nur 59 von 100 möglichen Punkten und einem minimalen Anstieg von einem Punkt zum Vorjahr offenbart sich ein Land, das im digitalen Wandel nicht vorankommt.

Diese Mittelmäßigkeit wird besonders kritisch, wenn man die digitale Transformation als Wettbewerbsfeld begreift. Zwar ist ein Leben ohne digitale Kompetenzen in Deutschland noch möglich, doch die Hürden für gesellschaftliche Teilhabe und persönliche Entwicklung wachsen stetig. Die individuelle Wettbewerbsfähigkeit, sei es im Beruf oder im Alltag, hängt zunehmend von digitalen Fähigkeiten ab. Noch gravierender sind die Auswirkungen auf die demokratische Grundordnung. Medienkompetenz ist längst kein optionales Zusatzwissen mehr, sondern ein fundamentaler Baustein für die informierte Teilhabe an demokratischen Prozessen. Die digitale Mittelmäßigkeit gefährdet damit nicht nur individuellen Erfolg, sondern auch gesellschaftliche Stabilität und demokratische Resilienz.

Die gespaltene digitale Gesellschaft

Die digitale Spaltung durchzieht die deutsche Gesellschaft wie ein tiefer Riss. Während 48 % der Bürger*innen in der Digitalisierung eine Chance sehen, stehen 52 % dem digitalen Wandel distanziert, skeptisch oder ablehnend gegenüber. Nur 63 % der Menschen verfügen über ausreichende digitale Resilienz – ein seit zwei Jahren stagnierender Wert. Diese Spaltung manifestiert sich entlang sozialer Grenzen. Männer (68 %) sind resilienter als Frauen (58 %), Menschen mit hoher Bildung (78 %) deutlich besser gerüstet als jene mit niedriger Bildung (43 %). Die sozialen Unterschiede drohen sich durch die Digitalisierung weiter zu vertiefen, anstatt abgebaut zu werden.

Die stagnierende Kompetenzbasis

Besonders alarmierend ist der Stillstand bei den digitalen Kompetenzen. Seit zwei Jahren verharrt der Anteil der Deutschen mit digitalen Basiskompetenzen bei nur 49 % – weit entfernt vom EU-Ziel von 80 % bis 2030. Diese Stagnation spiegelt ein fundamentales Problem wider. 27 % haben im letzten Jahr keine neuen digitalen Kompetenzen erlernt, oft weil sie fälschlicherweise keinen Bedarf sehen. Die digitale Bildungssituation wird kritisch bewertet. Lediglich 30 % glauben, dass Schulen die nötigen digitalen Kompetenzen vermitteln – ein Wert, der seit Jahren auf diesem niedrigen Niveau verharrt.

Die verkannte technologische Transformation

Obwohl 77 % der Befragten erwarten, dass bestimmte Tätigkeiten oder Berufe durch die Digitalisierung bis 2035 verschwinden werden, beziehen nur 27 % diese Prognose auf den eigenen Arbeitsplatz – ein klassischer »Vogel-Strauß-Effekt«. Gleichzeitig nutzen nur 16 % berufliche Weiterbildungsangebote zu digitalen Themen. Im Bereich Künstlicher Intelligenz zeigt sich eine ähnliche Diskrepanz. 39 % nutzen KI-Anwendungen, aber nur 25 % können KI-generierte Inhalte erkennen. Die digitale Transformation wird in ihrer Tragweite und ihren Auswirkungen systematisch unterschätzt.

Die gefährdete Informationskompetenz

Die mangelnde Medienkompetenz im digitalen Raum stellt eine wachsende Herausforderung dar. 44 % der Befragten halten Suchmaschinen per se für vertrauenswürdig, und nur 51 % können die Qualität digitaler Informationen und ihrer Quellen adäquat beurteilen. Besonders besorgniserregend. 11 % der Bevölkerung (Generation Z+ sogar 29 %) informieren sich (fast) ausschließlich über soziale Medien zu politischen Themen – ein Trend, der die faktenbasierte Meinungsbildung gefährdet.

Die verpasste ökologische Transformation

Die Verbindung zwischen digitalem und ökologischem Wandel wird von vielen Menschen nicht erkannt. 44 % vermissen Informationen über die Auswirkungen digitaler Tools auf die Umwelt. Obwohl die Digitalisierung erhebliche Potenziale für Klimaschutz und Nachhaltigkeit bietet, nutzen nur 28 % digitale Tools in diesem Bereich – ein weitgehend unerschlossenes Potenzial für eine nachhaltige Zukunft.

Diese Litanei des D21-Digital-Index zeichnet das Bild eines Landes, das trotz seiner wirtschaftlichen Stärke im digitalen Wandel zurückfällt, in digitalen Kompetenzen stagniert und dessen gesellschaftliche Spaltung sich durch die Digitalisierung weiter zu vertiefen droht. Die wiederkehrende Botschaft. Deutschland steht vor großen digitalen Herausforderungen, deren Bewältigung eine gesamtgesellschaftliche Kraftanstrengung erfordert.

Frank Stratmann

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Ich bin Frank Stratmann – ein Cultural-Foresight-Analyst und Kommunikations-designer. Auch bekannt als @betablogr.

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