Über die Kampagne
Gesundheitsgerechtigkeit als multidimensionales Konzept
Gesundheitsgerechtigkeit bezeichnet das fundamentale Prinzip, dass jeder Mensch ungeachtet seiner sozialen Position eine faire Chance haben sollte, sein höchstmögliches Gesundheitsniveau zu erreichen 1. Diese Definition impliziert die Bewältigung systematischer Unterschiede in Gesundheitsergebnissen, die vermeidbar, unfair und ungerecht sind. Gesundheitliche Ungleichheiten resultieren häufig aus komplexen Wechselwirkungen sozialer, wirtschaftlicher und umweltbedingter Faktoren, die bestimmte Bevölkerungsgruppen unverhältnismäßig stark beeinträchtigen 1.
Die Komplexität des Phänomens erfordert einen methodischen Ansatz, der über oberflächliche Analysen hinausgeht und die tieferen systemischen, kulturellen und narrativen Strukturen erfasst, die gesundheitliche Ungleichheiten erzeugen und perpetuieren. Die CLA bietet hier einen geeigneten Rahmen, um diese multidimensionalen Aspekte systematisch zu analysieren und transformative Lösungsansätze zu entwickeln 3.
Anwendung der CLA auf die Gesundheitsgerechtigkeit
Eine CLA im Bereich der Gesundheitsgerechtigkeit würde systematisch die vier Ebenen durchschreiten, um ein umfassendes Verständnis des Phänomens zu erlangen:
Litanei-Analyse: Sichtbare Manifestationen gesundheitlicher Ungleichheit
Auf der Litanei-Ebene würden empirische Daten zu gesundheitlichen Disparitäten erfasst und analysiert. Dies umfasst epidemiologische Daten zu Morbiditäts- und Mortalitätsunterschieden zwischen verschiedenen sozioökonomischen Gruppen, ethnischen Gemeinschaften oder geografischen Regionen. Auch Zugangsindikatoren zur Gesundheitsversorgung, Wartezeiten oder Inanspruchnahmeraten präventiver Maßnahmen könnten hier betrachtet werden 1. Diese quantitativen Indikatoren machen die Symptome gesundheitlicher Ungleichheit sichtbar, ohne jedoch deren tiefere Ursachen zu ergründen.
Systemische Analyse: Strukturelle Determinanten gesundheitlicher Ungleichheit
Die systemische Ebene würde die institutionellen und strukturellen Faktoren analysieren, die gesundheitliche Ungleichheiten erzeugen oder verstärken. Hierzu zählen die Organisation des Gesundheitssystems, Finanzierungsmodelle, rechtliche Rahmenbedingungen und Zugangshürden zur Versorgung. Auch die Ausgestaltung medizinischer Ausbildung, wie sie etwa im Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM) reflektiert wird, wäre hier zu betrachten 2. Die systemische Analyse würde aufzeigen, wie institutionelle Arrangements bestimmte Bevölkerungsgruppen systematisch benachteiligen können.
Weltanschauungs-Analyse: Diskursive Konstruktion von Gesundheit und Gerechtigkeit
Auf der Weltanschauungs-Ebene würden die dominanten Paradigmen und diskursiven Konstruktionen von Gesundheit, Krankheit und Gerechtigkeit analysiert. Hier geht es um die Frage, wie gesellschaftliche Diskurse Vorstellungen von individueller Verantwortung versus kollektiver Fürsorge prägen, welche Gesundheitskonzepte dominieren und wie medizinisches Wissen konstruiert und legitimiert wird. Die Analyse könnte beispielsweise untersuchen, wie neoliberale Paradigmen oder biomedizinische Reduktionismen das Verständnis von Gesundheit und Krankheit beeinflussen 7.
Mythos/Metapher-Analyse: Narrative Tiefenstrukturen im Gesundheitsdiskurs
Die tiefste Ebene der CLA würde die fundamentalen Mythen und Metaphern analysieren, die den Gesundheitsdiskurs unbewusst prägen. Dies könnten Metaphern wie “Gesundheit als Ware”, “Körper als Maschine” oder archetypische Vorstellungen der Arztrolle sein. Diese tief verankerten narrativen Strukturen beeinflussen maßgeblich, wie Gesundheit, Krankheit und Heilung konzeptualisiert werden und welche Lösungsansätze als legitim erachtet werden 6.
Die transformative Dimension der CLA in der Gesundheitsgerechtigkeit
Die besondere Stärke der CLA liegt in ihrem transformativen Potenzial. Durch die systematische Analyse auf allen vier Ebenen können nicht nur die oberflächlichen Symptome gesundheitlicher Ungleichheit adressiert, sondern auch die tieferliegenden strukturellen, diskursiven und narrativen Ursachen transformiert werden 4. Dies ermöglicht die Entwicklung umfassender und nachhaltiger Strategien zur Förderung von Gesundheitsgerechtigkeit.
Die Transformation beginnt auf der Mythos/Metapher-Ebene durch die Entwicklung alternativer narrativer Konstruktionen, die gesundheitliche Chancengleichheit fördern. Diese alternativen Narrative können dann auf der Weltanschauungs-Ebene neue diskursive Legitimationen schaffen, die wiederum systemische Veränderungen auf der strukturellen Ebene ermöglichen. Diese systemischen Transformationen manifestieren sich schließlich in veränderten empirischen Realitäten auf der Litanei-Ebene 5.
Ein Beispiel für diesen transformativen Prozess findet sich in der von BETABLOGR Cultural Foresight durchgeführten Kausalschichtanalyse zur Gesundheitsgerechtigkeit. Diese zielt darauf ab, die systemischen und grundlegenden Ursachen gesundheitlicher Ungleichheiten tiefgehend zu verstehen und alternative Zukunftsszenarien zu entwickeln 1. Ähnlich zeigt das Beispiel aus dem kommunalen Bereich, wie durch CLA das bestehende Narrativ “Bäder sind Kostenfaktoren” analysiert und in ein neues, zukunftsgerichtetes Narrativ transformiert werden kann 7.
Methodologische Herausforderungen und Potenziale
Die Anwendung der CLA im Kontext der Gesundheitsgerechtigkeit birgt sowohl Herausforderungen als auch Potenziale. Zu den Herausforderungen zählt die Komplexität der Methode, die eine tiefgehende Auseinandersetzung mit verschiedenen Wissensdomänen erfordert 5. Zudem erfordert die CLA eine interdisziplinäre Perspektive, die medizinisches, soziologisches, kulturwissenschaftliches und philosophisches Wissen integriert.
Die Potenziale der CLA liegen in ihrer Fähigkeit, ein tieferes Verständnis komplexer Probleme zu ermöglichen, kritisches Denken zu fördern und ganzheitliche Perspektiven zu entwickeln 3. Durch die Ergründung verschiedener Kausalitätsebenen können robustere Strategien für Veränderungen entwickelt werden, die nicht nur Symptome, sondern auch grundlegende Ursachen adressieren.
Integration der CLA in die medizinische Ausbildung und Praxis
Die Integration der CLA in die medizinische Ausbildung und Praxis könnte ein wichtiger Schritt sein, um strukturelle Kompetenz im klinischen Alltag zu fördern. Der Nationale Kompetenzbasierte Lernzielkatalog Medizin (NKLM) definiert verschiedene Rollen und Kompetenzen für Ärztinnen und Ärzte, darunter auch die Rolle als Gesundheitsberater und -fürsprecher sowie die Rolle des professionell Handelnden 2. Die CLA könnte ein methodisches Instrument sein, um diese Rollen zu stärken und angehende Mediziner zu befähigen, die komplexen sozialen Determinanten von Gesundheit zu verstehen und zu adressieren.
Durch die Anwendung der CLA könnten Medizinstudierende und praktizierende Ärzte lernen, über die unmittelbaren biologischen Faktoren hinauszudenken und die systemischen, kulturellen und narrativen Dimensionen von Gesundheit und Krankheit zu reflektieren. Dies würde eine ganzheitlichere und kontextsensiblere medizinische Praxis fördern, die nicht nur individuelle Patienten behandelt, sondern auch die strukturellen Determinanten von Gesundheit und Krankheit adressiert 2.
CLA als Instrument für transformative Gesundheitsforschung
Die Causal Layered Analysis bietet einen wertvollen methodologischen Rahmen, um Fragen der Gesundheitsgerechtigkeit differenziert und tiefgreifend zu analysieren. Durch die systematische Untersuchung der Litanei-, System-, Weltanschauungs- und Mythos/Metapher-Ebenen ermöglicht die CLA ein umfassendes Verständnis der multidimensionalen Determinanten gesundheitlicher Ungleichheit. Dieses Verständnis kann als Grundlage für die Entwicklung transformativer Strategien dienen, die nicht nur die Symptome, sondern auch die tieferen Ursachen gesundheitlicher Disparitäten adressieren.
Für eine fundierte CLA im Kontext struktureller Kompetenz im Klinikalltag wäre eine detaillierte Analyse des spezifischen Artikels aus dem Ärzteblatt erforderlich. Dennoch bietet der hier entwickelte methodologische Rahmen eine Orientierung, wie eine solche Analyse strukturiert und durchgeführt werden könnte. Die Integration der CLA in medizinische Forschung, Ausbildung und Praxis könnte einen wichtigen Beitrag leisten, um das Verständnis für die komplexen Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft, Gesundheitssystem und individueller Gesundheit zu vertiefen und letztlich die Gesundheitsgerechtigkeit zu fördern.
Hier steht etwas zu Dekonstruktion, also die Litanei, die Ursachen, Weltbilder und Mythen, die das Thema begleiten.
3 %
vom BIP kostet europäische Volkswirtschaften die Inkaufnahme gesundheitsbezogener Ungerechtigkeiten
Szenarien
Hier steht das derzeit wahrscheinlichste Szenario. Das hat noch nichts mit der bevorzugten Zukunft zu tun.
Rekonstruktion
Hier steht etwas über die neuen Narrative, Gewissheiten, Anliegen und Werte.
Wie geht es …
Hier steht eine Motivation, warum und wie man sich im Rahmen dieser Kampagne engagieren kann.
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