CRITICAL-Cycle

Dekonstruktion

Ursachen

German

Systemische Ursachen

Cultural Strategic Foresight

Die Analyse systemischer Ursachen identifiziert zugrunde liegende strukturelle und soziale Faktoren, die Probleme beeinflussen. Methoden wie PESTEL-Analyse und Stakeholder-Analyse helfen, diese Ursachen in verschiedenen Kontexten wie Gesundheitswesen, Umwelt und Wirtschaft zu verstehen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln.

Verfasst von: Frank Stratmann

2

Update vom 26.06.2025

Die Schicht der »Systemischen Ursachen« ist die zweite von vier Ebenen in der Kausalen Schichtenanalyse (CLA), die wir im Cultural Strategic Foresight als Dekonstruktion bezeichnen. Sie liegt unterhalb der Litanei und oberhalb der »Weltanschauung« und des »Mythos/der Metapher« positioniert. Diese Ebene umfasst Regeln, Richtlinien, Datenanalysen sowie soziopolitische und wirtschaftliche Faktoren, die dem oberflächlichen Problem zugrunde liegen. Sie identifiziert die Trends und Treiber, die ein Problem prägen und auf dieser Ebene oft als gegeben und unhinterfragt akzeptiert werden.

Definition und Funktion

Auch als »soziale und strukturelle Schicht« bezeichnet, geht die zweite Ebene der CLA über die oberflächliche »Litanei« von Ereignissen und Problemen hinaus, um die zugrunde liegenden Treiber sowie soziopolitische, wirtschaftliche und technologische Faktoren zu identifizieren, die zu einem bestimmten Problem beitragen. Auf dieser Ebene werden die sichtbaren Daten und Trends der Litanei erklärt, hinterfragt, kartiert und analysiert, wodurch eine systemische Perspektive entsteht.

Systemisch-strukturelle Ursachen

Die strukturelle Perspektive konzentriert sich auf institutionelle und durch Politiken getriebene Faktoren, die das untersuchte Phänomen beeinflussen. Hierzu gehören:

  • Ökonomische Strukturen: Marktmechanismen, Anreizsysteme, Wertschöpfungsketten und Ressourcenverteilung, die systemische Auswirkungen haben.

  • Politische Rahmenbedingungen: Gesetze, Institutionen, Machtverhältnisse und Governance-Strukturen, die als ursächliche Faktoren wirken.

  • Technologische Systeme: Infrastrukturen und technologische Entwicklungen, die Verhaltensweisen und Möglichkeiten formen.

  • Organisationsstrukturen: Formale Strukturen, Regeln und Prozesse, die individuelle Handlungen kanalisieren und beschränken.

Ein Beispiel für systemische Ursachen im Gesundheitswesen wäre die »Ressourcenallokation« – eine politikgetriebene strukturelle Entscheidung, die das Verhalten des medizinischen Personals und die Patientenerfahrung unabhängig von den individuellen Absichten der Mitarbeiter prägt. Wenn etwa Budget und Personal primär nach statistischen Fallzahlen verteilt werden, kann dies zur Unterversorgung in bestimmten Bereichen führen.

Systemisch-soziale Ursachen

Die soziale Perspektive betrachtet die menschliche Handlungsfähigkeit, kulturelle Praktiken und Sinnstiftungsprozesse, die Strukturen aufrechterhalten oder herausfordern. Eine Durkheimsche Analyse ermöglicht hier die Identifizierung von makro-soziologischen, oft unhinterfragten strukturellen Treibern innerhalb der systemischen Schicht.

  • Soziale Tatbestände als äußere Zwänge: Übergreifende soziale Strukturen, Institutionen, kulturelle Normen und moralische Regeln, die einen äußeren Zwang auf das Individuum ausüben

  • Kollektivbewusstsein und soziale Strömungen: Kollektive Vorstellungen, Glaubenssätze und öffentliche Meinung, die sich in systemischen Ursachen widerspiegeln

  • Soziale Arbeitsteilung und Solidarität: Gesellschaftliche Arbeitsteilung und vorherrschende Art der sozialen Solidarität (mechanisch/organisch)

  • Klassenunterschiede und Status: Wie verschiedene soziale Gruppen das Phänomen diskutieren und welche Distinktionen erkennbar sind

Wechselwirkungen zwischen strukturellen und sozialen Ursachen

Obwohl wir zwischen strukturellen und sozialen Ursachen unterscheiden, beeinflussen und verstärken sie einander. Strukturen werden durch soziales Handeln aufrechterhalten und reproduziert, während soziales Handeln durch strukturelle Bedingungen geformt und eingeschränkt wird.

Ein anschauliches Beispiel für diese Wechselwirkung findet sich im Gesundheitswesen, speziell bei der verfügbaren Zeit pro Patient in einer Arztpraxis. Auf struktureller Ebene bestimmen Abrechnungssysteme und Vergütungsmodelle, wie viele Patienten ein Arzt täglich behandeln muss, um wirtschaftlich zu arbeiten (etwa durch pauschale Quartalsabrechnungen statt Zeitvergütung). Auf sozialer Ebene führt dies zu veränderten Erwartungen bei Patienten und Ärzten: Patienten akzeptieren kurze Behandlungszeiten als »normal«, während Ärzte ihre Praxisorganisation an Durchlaufzeiten statt an medizinischer Notwendigkeit ausrichten. Diese gegenseitige Verstärkung hat systemische Folgen wie Unter- oder Fehlversorgung, erhöhten Stress und geringere Arbeitszufriedenheit beim medizinischen Personal.

Methoden zur Analyse systemischer Ursachen

Um systemische Ursachen zu identifizieren und zu analysieren, können verschiedene Methoden eingesetzt werden:

  • PESTEL-Analyse: Untersuchung politischer, ökonomischer, sozialer, technologischer, ökologischer und rechtlicher Faktoren. Die Bewertung dieser Faktoren berücksichtigen wir als eigenen Schritt im Rahmen von Cultural Foresight. Hier legen wir die Grundlage für eine zielführende Auswertung im Kontext der Forschungsfrage.

  • Stakeholder-Analyse: Identifizierung der Akteure, Institutionen und Interessengruppen, die die identifizierten systemischen Bedingungen stützen oder davon profitieren.

  • Systemdynamische Modellierung: Analyse der Interdependenzen und Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Faktoren.

  • Historische Analyse: Untersuchung langfristiger historischer Entwicklungen, vergangener Ereignisse und etablierter Pfadabhängigkeiten.

Praktische Anwendung in verschiedenen Kontexten

Die Analyse systemischer Ursachen lässt sich auf verschiedene Bereiche anwenden:

  • Gesundheitswesen: Identifizierung struktureller Determinanten gesundheitlicher Ungleichheit, wie die Organisation des Gesundheitssystems, Finanzierungsmodelle und Zugangshürden zur Versorgung

  • Umwelt: Analyse von umweltbezogenen Bedingungen, Prozessen und Interaktionen mit natürlichen Systemen, die Umweltprobleme beeinflussen

  • Wirtschaft: Untersuchung ökonomischer Faktoren wie Marktmechanismen, Globalisierung und Arbeitsmarktstrukturen

Die Stärke der systemischen Ursachenanalyse liegt in ihrer Fähigkeit, über oberflächliche Symptome hinauszugehen und die tieferen, oft unsichtbaren Mechanismen zu identifizieren, die Probleme erzeugen und aufrechterhalten. Durch das Verständnis dieser systemischen Faktoren können effektivere und nachhaltigere Lösungen entwickelt werden, die nicht nur die Symptome, sondern auch die Wurzelursachen adressieren.

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Cultural Strategic Foresight

Briefing

Litanei

Systemische Ursachen

Weltbilder & Ideologien

Mythen & Metpahoriken

PESTEL & Szenarien

Neue Narrative

Neue Gewissheiten

Neue Anliegen

Neue Werte & Strategien

Debriefing

Systemische Ursachen

Cultural Strategic Foresight

Die Schicht der »Systemischen Ursachen« ist die zweite von vier Ebenen in der Kausalen Schichtenanalyse (CLA), die wir im Cultural Strategic Foresight als Dekonstruktion bezeichnen. Sie liegt unterhalb der Litanei und oberhalb der »Weltanschauung« und des »Mythos/der Metapher« positioniert. Diese Ebene umfasst Regeln, Richtlinien, Datenanalysen sowie soziopolitische und wirtschaftliche Faktoren, die dem oberflächlichen Problem zugrunde liegen. Sie identifiziert die Trends und Treiber, die ein Problem prägen und auf dieser Ebene oft als gegeben und unhinterfragt akzeptiert werden.

Definition und Funktion

Auch als »soziale und strukturelle Schicht« bezeichnet, geht die zweite Ebene der CLA über die oberflächliche »Litanei« von Ereignissen und Problemen hinaus, um die zugrunde liegenden Treiber sowie soziopolitische, wirtschaftliche und technologische Faktoren zu identifizieren, die zu einem bestimmten Problem beitragen. Auf dieser Ebene werden die sichtbaren Daten und Trends der Litanei erklärt, hinterfragt, kartiert und analysiert, wodurch eine systemische Perspektive entsteht.

Systemisch-strukturelle Ursachen

Die strukturelle Perspektive konzentriert sich auf institutionelle und durch Politiken getriebene Faktoren, die das untersuchte Phänomen beeinflussen. Hierzu gehören:

  • Ökonomische Strukturen: Marktmechanismen, Anreizsysteme, Wertschöpfungsketten und Ressourcenverteilung, die systemische Auswirkungen haben.

  • Politische Rahmenbedingungen: Gesetze, Institutionen, Machtverhältnisse und Governance-Strukturen, die als ursächliche Faktoren wirken.

  • Technologische Systeme: Infrastrukturen und technologische Entwicklungen, die Verhaltensweisen und Möglichkeiten formen.

  • Organisationsstrukturen: Formale Strukturen, Regeln und Prozesse, die individuelle Handlungen kanalisieren und beschränken.

Ein Beispiel für systemische Ursachen im Gesundheitswesen wäre die »Ressourcenallokation« – eine politikgetriebene strukturelle Entscheidung, die das Verhalten des medizinischen Personals und die Patientenerfahrung unabhängig von den individuellen Absichten der Mitarbeiter prägt. Wenn etwa Budget und Personal primär nach statistischen Fallzahlen verteilt werden, kann dies zur Unterversorgung in bestimmten Bereichen führen.

Systemisch-soziale Ursachen

Die soziale Perspektive betrachtet die menschliche Handlungsfähigkeit, kulturelle Praktiken und Sinnstiftungsprozesse, die Strukturen aufrechterhalten oder herausfordern. Eine Durkheimsche Analyse ermöglicht hier die Identifizierung von makro-soziologischen, oft unhinterfragten strukturellen Treibern innerhalb der systemischen Schicht.

  • Soziale Tatbestände als äußere Zwänge: Übergreifende soziale Strukturen, Institutionen, kulturelle Normen und moralische Regeln, die einen äußeren Zwang auf das Individuum ausüben

  • Kollektivbewusstsein und soziale Strömungen: Kollektive Vorstellungen, Glaubenssätze und öffentliche Meinung, die sich in systemischen Ursachen widerspiegeln

  • Soziale Arbeitsteilung und Solidarität: Gesellschaftliche Arbeitsteilung und vorherrschende Art der sozialen Solidarität (mechanisch/organisch)

  • Klassenunterschiede und Status: Wie verschiedene soziale Gruppen das Phänomen diskutieren und welche Distinktionen erkennbar sind

Wechselwirkungen zwischen strukturellen und sozialen Ursachen

Obwohl wir zwischen strukturellen und sozialen Ursachen unterscheiden, beeinflussen und verstärken sie einander. Strukturen werden durch soziales Handeln aufrechterhalten und reproduziert, während soziales Handeln durch strukturelle Bedingungen geformt und eingeschränkt wird.

Ein anschauliches Beispiel für diese Wechselwirkung findet sich im Gesundheitswesen, speziell bei der verfügbaren Zeit pro Patient in einer Arztpraxis. Auf struktureller Ebene bestimmen Abrechnungssysteme und Vergütungsmodelle, wie viele Patienten ein Arzt täglich behandeln muss, um wirtschaftlich zu arbeiten (etwa durch pauschale Quartalsabrechnungen statt Zeitvergütung). Auf sozialer Ebene führt dies zu veränderten Erwartungen bei Patienten und Ärzten: Patienten akzeptieren kurze Behandlungszeiten als »normal«, während Ärzte ihre Praxisorganisation an Durchlaufzeiten statt an medizinischer Notwendigkeit ausrichten. Diese gegenseitige Verstärkung hat systemische Folgen wie Unter- oder Fehlversorgung, erhöhten Stress und geringere Arbeitszufriedenheit beim medizinischen Personal.

Methoden zur Analyse systemischer Ursachen

Um systemische Ursachen zu identifizieren und zu analysieren, können verschiedene Methoden eingesetzt werden:

  • PESTEL-Analyse: Untersuchung politischer, ökonomischer, sozialer, technologischer, ökologischer und rechtlicher Faktoren. Die Bewertung dieser Faktoren berücksichtigen wir als eigenen Schritt im Rahmen von Cultural Foresight. Hier legen wir die Grundlage für eine zielführende Auswertung im Kontext der Forschungsfrage.

  • Stakeholder-Analyse: Identifizierung der Akteure, Institutionen und Interessengruppen, die die identifizierten systemischen Bedingungen stützen oder davon profitieren.

  • Systemdynamische Modellierung: Analyse der Interdependenzen und Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Faktoren.

  • Historische Analyse: Untersuchung langfristiger historischer Entwicklungen, vergangener Ereignisse und etablierter Pfadabhängigkeiten.

Praktische Anwendung in verschiedenen Kontexten

Die Analyse systemischer Ursachen lässt sich auf verschiedene Bereiche anwenden:

  • Gesundheitswesen: Identifizierung struktureller Determinanten gesundheitlicher Ungleichheit, wie die Organisation des Gesundheitssystems, Finanzierungsmodelle und Zugangshürden zur Versorgung

  • Umwelt: Analyse von umweltbezogenen Bedingungen, Prozessen und Interaktionen mit natürlichen Systemen, die Umweltprobleme beeinflussen

  • Wirtschaft: Untersuchung ökonomischer Faktoren wie Marktmechanismen, Globalisierung und Arbeitsmarktstrukturen

Die Stärke der systemischen Ursachenanalyse liegt in ihrer Fähigkeit, über oberflächliche Symptome hinauszugehen und die tieferen, oft unsichtbaren Mechanismen zu identifizieren, die Probleme erzeugen und aufrechterhalten. Durch das Verständnis dieser systemischen Faktoren können effektivere und nachhaltigere Lösungen entwickelt werden, die nicht nur die Symptome, sondern auch die Wurzelursachen adressieren.

Die Analyse systemischer Ursachen identifiziert zugrunde liegende strukturelle und soziale Faktoren, die Probleme beeinflussen. Methoden wie PESTEL-Analyse und Stakeholder-Analyse helfen, diese Ursachen in verschiedenen Kontexten wie Gesundheitswesen, Umwelt und Wirtschaft zu verstehen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln.

Phänomene im Cultural Foresight Framework werden als ontologische Manifestationen betrachtet, die zunächst in ihrer Existenz erkannt werden müssen, bevor sie analysiert werden. Die Identifikation dieser Phänomene ist entscheidend, um kulturelle Dynamiken zu verstehen. Probleme wie die unzureichende Umsetzung der elektronischen Patientenakte in Deutschland verdeutlichen die Diskrepanz zwischen technologischen Möglichkeiten und deren Implementierung, während präzise Begriffsklärungen für tiefere Analysen unerlässlich sind.

Verfasst von: Frank Stratmann

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Update vom 26.06.2025

CRITICAL-Cycle

Dekonstruktion

Dekonstruktion

Ursachen

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Die Schicht der »Systemischen Ursachen« ist die zweite von vier Ebenen in der Kausalen Schichtenanalyse (CLA), die wir im Cultural Strategic Foresight als Dekonstruktion bezeichnen. Sie liegt unterhalb der Litanei und oberhalb der »Weltanschauung« und des »Mythos/der Metapher« positioniert. Diese Ebene umfasst Regeln, Richtlinien, Datenanalysen sowie soziopolitische und wirtschaftliche Faktoren, die dem oberflächlichen Problem zugrunde liegen. Sie identifiziert die Trends und Treiber, die ein Problem prägen und auf dieser Ebene oft als gegeben und unhinterfragt akzeptiert werden.

Definition und Funktion

Auch als »soziale und strukturelle Schicht« bezeichnet, geht die zweite Ebene der CLA über die oberflächliche »Litanei« von Ereignissen und Problemen hinaus, um die zugrunde liegenden Treiber sowie soziopolitische, wirtschaftliche und technologische Faktoren zu identifizieren, die zu einem bestimmten Problem beitragen. Auf dieser Ebene werden die sichtbaren Daten und Trends der Litanei erklärt, hinterfragt, kartiert und analysiert, wodurch eine systemische Perspektive entsteht.

Systemisch-strukturelle Ursachen

Die strukturelle Perspektive konzentriert sich auf institutionelle und durch Politiken getriebene Faktoren, die das untersuchte Phänomen beeinflussen. Hierzu gehören:

  • Ökonomische Strukturen: Marktmechanismen, Anreizsysteme, Wertschöpfungsketten und Ressourcenverteilung, die systemische Auswirkungen haben.

  • Politische Rahmenbedingungen: Gesetze, Institutionen, Machtverhältnisse und Governance-Strukturen, die als ursächliche Faktoren wirken.

  • Technologische Systeme: Infrastrukturen und technologische Entwicklungen, die Verhaltensweisen und Möglichkeiten formen.

  • Organisationsstrukturen: Formale Strukturen, Regeln und Prozesse, die individuelle Handlungen kanalisieren und beschränken.

Ein Beispiel für systemische Ursachen im Gesundheitswesen wäre die »Ressourcenallokation« – eine politikgetriebene strukturelle Entscheidung, die das Verhalten des medizinischen Personals und die Patientenerfahrung unabhängig von den individuellen Absichten der Mitarbeiter prägt. Wenn etwa Budget und Personal primär nach statistischen Fallzahlen verteilt werden, kann dies zur Unterversorgung in bestimmten Bereichen führen.

Systemisch-soziale Ursachen

Die soziale Perspektive betrachtet die menschliche Handlungsfähigkeit, kulturelle Praktiken und Sinnstiftungsprozesse, die Strukturen aufrechterhalten oder herausfordern. Eine Durkheimsche Analyse ermöglicht hier die Identifizierung von makro-soziologischen, oft unhinterfragten strukturellen Treibern innerhalb der systemischen Schicht.

  • Soziale Tatbestände als äußere Zwänge: Übergreifende soziale Strukturen, Institutionen, kulturelle Normen und moralische Regeln, die einen äußeren Zwang auf das Individuum ausüben

  • Kollektivbewusstsein und soziale Strömungen: Kollektive Vorstellungen, Glaubenssätze und öffentliche Meinung, die sich in systemischen Ursachen widerspiegeln

  • Soziale Arbeitsteilung und Solidarität: Gesellschaftliche Arbeitsteilung und vorherrschende Art der sozialen Solidarität (mechanisch/organisch)

  • Klassenunterschiede und Status: Wie verschiedene soziale Gruppen das Phänomen diskutieren und welche Distinktionen erkennbar sind

Wechselwirkungen zwischen strukturellen und sozialen Ursachen

Obwohl wir zwischen strukturellen und sozialen Ursachen unterscheiden, beeinflussen und verstärken sie einander. Strukturen werden durch soziales Handeln aufrechterhalten und reproduziert, während soziales Handeln durch strukturelle Bedingungen geformt und eingeschränkt wird.

Ein anschauliches Beispiel für diese Wechselwirkung findet sich im Gesundheitswesen, speziell bei der verfügbaren Zeit pro Patient in einer Arztpraxis. Auf struktureller Ebene bestimmen Abrechnungssysteme und Vergütungsmodelle, wie viele Patienten ein Arzt täglich behandeln muss, um wirtschaftlich zu arbeiten (etwa durch pauschale Quartalsabrechnungen statt Zeitvergütung). Auf sozialer Ebene führt dies zu veränderten Erwartungen bei Patienten und Ärzten: Patienten akzeptieren kurze Behandlungszeiten als »normal«, während Ärzte ihre Praxisorganisation an Durchlaufzeiten statt an medizinischer Notwendigkeit ausrichten. Diese gegenseitige Verstärkung hat systemische Folgen wie Unter- oder Fehlversorgung, erhöhten Stress und geringere Arbeitszufriedenheit beim medizinischen Personal.

Methoden zur Analyse systemischer Ursachen

Um systemische Ursachen zu identifizieren und zu analysieren, können verschiedene Methoden eingesetzt werden:

  • PESTEL-Analyse: Untersuchung politischer, ökonomischer, sozialer, technologischer, ökologischer und rechtlicher Faktoren. Die Bewertung dieser Faktoren berücksichtigen wir als eigenen Schritt im Rahmen von Cultural Foresight. Hier legen wir die Grundlage für eine zielführende Auswertung im Kontext der Forschungsfrage.

  • Stakeholder-Analyse: Identifizierung der Akteure, Institutionen und Interessengruppen, die die identifizierten systemischen Bedingungen stützen oder davon profitieren.

  • Systemdynamische Modellierung: Analyse der Interdependenzen und Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Faktoren.

  • Historische Analyse: Untersuchung langfristiger historischer Entwicklungen, vergangener Ereignisse und etablierter Pfadabhängigkeiten.

Praktische Anwendung in verschiedenen Kontexten

Die Analyse systemischer Ursachen lässt sich auf verschiedene Bereiche anwenden:

  • Gesundheitswesen: Identifizierung struktureller Determinanten gesundheitlicher Ungleichheit, wie die Organisation des Gesundheitssystems, Finanzierungsmodelle und Zugangshürden zur Versorgung

  • Umwelt: Analyse von umweltbezogenen Bedingungen, Prozessen und Interaktionen mit natürlichen Systemen, die Umweltprobleme beeinflussen

  • Wirtschaft: Untersuchung ökonomischer Faktoren wie Marktmechanismen, Globalisierung und Arbeitsmarktstrukturen

Die Stärke der systemischen Ursachenanalyse liegt in ihrer Fähigkeit, über oberflächliche Symptome hinauszugehen und die tieferen, oft unsichtbaren Mechanismen zu identifizieren, die Probleme erzeugen und aufrechterhalten. Durch das Verständnis dieser systemischen Faktoren können effektivere und nachhaltigere Lösungen entwickelt werden, die nicht nur die Symptome, sondern auch die Wurzelursachen adressieren.

Die Schicht der »Systemischen Ursachen« ist die zweite von vier Ebenen in der Kausalen Schichtenanalyse (CLA), die wir im Cultural Strategic Foresight als Dekonstruktion bezeichnen. Sie liegt unterhalb der Litanei und oberhalb der »Weltanschauung« und des »Mythos/der Metapher« positioniert. Diese Ebene umfasst Regeln, Richtlinien, Datenanalysen sowie soziopolitische und wirtschaftliche Faktoren, die dem oberflächlichen Problem zugrunde liegen. Sie identifiziert die Trends und Treiber, die ein Problem prägen und auf dieser Ebene oft als gegeben und unhinterfragt akzeptiert werden.

Definition und Funktion

Auch als »soziale und strukturelle Schicht« bezeichnet, geht die zweite Ebene der CLA über die oberflächliche »Litanei« von Ereignissen und Problemen hinaus, um die zugrunde liegenden Treiber sowie soziopolitische, wirtschaftliche und technologische Faktoren zu identifizieren, die zu einem bestimmten Problem beitragen. Auf dieser Ebene werden die sichtbaren Daten und Trends der Litanei erklärt, hinterfragt, kartiert und analysiert, wodurch eine systemische Perspektive entsteht.

Systemisch-strukturelle Ursachen

Die strukturelle Perspektive konzentriert sich auf institutionelle und durch Politiken getriebene Faktoren, die das untersuchte Phänomen beeinflussen. Hierzu gehören:

  • Ökonomische Strukturen: Marktmechanismen, Anreizsysteme, Wertschöpfungsketten und Ressourcenverteilung, die systemische Auswirkungen haben.

  • Politische Rahmenbedingungen: Gesetze, Institutionen, Machtverhältnisse und Governance-Strukturen, die als ursächliche Faktoren wirken.

  • Technologische Systeme: Infrastrukturen und technologische Entwicklungen, die Verhaltensweisen und Möglichkeiten formen.

  • Organisationsstrukturen: Formale Strukturen, Regeln und Prozesse, die individuelle Handlungen kanalisieren und beschränken.

Ein Beispiel für systemische Ursachen im Gesundheitswesen wäre die »Ressourcenallokation« – eine politikgetriebene strukturelle Entscheidung, die das Verhalten des medizinischen Personals und die Patientenerfahrung unabhängig von den individuellen Absichten der Mitarbeiter prägt. Wenn etwa Budget und Personal primär nach statistischen Fallzahlen verteilt werden, kann dies zur Unterversorgung in bestimmten Bereichen führen.

Systemisch-soziale Ursachen

Die soziale Perspektive betrachtet die menschliche Handlungsfähigkeit, kulturelle Praktiken und Sinnstiftungsprozesse, die Strukturen aufrechterhalten oder herausfordern. Eine Durkheimsche Analyse ermöglicht hier die Identifizierung von makro-soziologischen, oft unhinterfragten strukturellen Treibern innerhalb der systemischen Schicht.

  • Soziale Tatbestände als äußere Zwänge: Übergreifende soziale Strukturen, Institutionen, kulturelle Normen und moralische Regeln, die einen äußeren Zwang auf das Individuum ausüben

  • Kollektivbewusstsein und soziale Strömungen: Kollektive Vorstellungen, Glaubenssätze und öffentliche Meinung, die sich in systemischen Ursachen widerspiegeln

  • Soziale Arbeitsteilung und Solidarität: Gesellschaftliche Arbeitsteilung und vorherrschende Art der sozialen Solidarität (mechanisch/organisch)

  • Klassenunterschiede und Status: Wie verschiedene soziale Gruppen das Phänomen diskutieren und welche Distinktionen erkennbar sind

Wechselwirkungen zwischen strukturellen und sozialen Ursachen

Obwohl wir zwischen strukturellen und sozialen Ursachen unterscheiden, beeinflussen und verstärken sie einander. Strukturen werden durch soziales Handeln aufrechterhalten und reproduziert, während soziales Handeln durch strukturelle Bedingungen geformt und eingeschränkt wird.

Ein anschauliches Beispiel für diese Wechselwirkung findet sich im Gesundheitswesen, speziell bei der verfügbaren Zeit pro Patient in einer Arztpraxis. Auf struktureller Ebene bestimmen Abrechnungssysteme und Vergütungsmodelle, wie viele Patienten ein Arzt täglich behandeln muss, um wirtschaftlich zu arbeiten (etwa durch pauschale Quartalsabrechnungen statt Zeitvergütung). Auf sozialer Ebene führt dies zu veränderten Erwartungen bei Patienten und Ärzten: Patienten akzeptieren kurze Behandlungszeiten als »normal«, während Ärzte ihre Praxisorganisation an Durchlaufzeiten statt an medizinischer Notwendigkeit ausrichten. Diese gegenseitige Verstärkung hat systemische Folgen wie Unter- oder Fehlversorgung, erhöhten Stress und geringere Arbeitszufriedenheit beim medizinischen Personal.

Methoden zur Analyse systemischer Ursachen

Um systemische Ursachen zu identifizieren und zu analysieren, können verschiedene Methoden eingesetzt werden:

  • PESTEL-Analyse: Untersuchung politischer, ökonomischer, sozialer, technologischer, ökologischer und rechtlicher Faktoren. Die Bewertung dieser Faktoren berücksichtigen wir als eigenen Schritt im Rahmen von Cultural Foresight. Hier legen wir die Grundlage für eine zielführende Auswertung im Kontext der Forschungsfrage.

  • Stakeholder-Analyse: Identifizierung der Akteure, Institutionen und Interessengruppen, die die identifizierten systemischen Bedingungen stützen oder davon profitieren.

  • Systemdynamische Modellierung: Analyse der Interdependenzen und Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Faktoren.

  • Historische Analyse: Untersuchung langfristiger historischer Entwicklungen, vergangener Ereignisse und etablierter Pfadabhängigkeiten.

Praktische Anwendung in verschiedenen Kontexten

Die Analyse systemischer Ursachen lässt sich auf verschiedene Bereiche anwenden:

  • Gesundheitswesen: Identifizierung struktureller Determinanten gesundheitlicher Ungleichheit, wie die Organisation des Gesundheitssystems, Finanzierungsmodelle und Zugangshürden zur Versorgung

  • Umwelt: Analyse von umweltbezogenen Bedingungen, Prozessen und Interaktionen mit natürlichen Systemen, die Umweltprobleme beeinflussen

  • Wirtschaft: Untersuchung ökonomischer Faktoren wie Marktmechanismen, Globalisierung und Arbeitsmarktstrukturen

Die Stärke der systemischen Ursachenanalyse liegt in ihrer Fähigkeit, über oberflächliche Symptome hinauszugehen und die tieferen, oft unsichtbaren Mechanismen zu identifizieren, die Probleme erzeugen und aufrechterhalten. Durch das Verständnis dieser systemischen Faktoren können effektivere und nachhaltigere Lösungen entwickelt werden, die nicht nur die Symptome, sondern auch die Wurzelursachen adressieren.

ID BTBLGR-CMP-3

Kapitel 0.1