CRITICAL-Thinking-Cycle
Dekonstruktion
Mythen
Theorien über Mythen
Cultural Strategic Foresight
Verfasst von: Frank Stratmann
4.03
Update vom 15.07.2025
Mytheme nach Claude Lévi-Strauss
In der strukturalistischen Mythentheorie von Claude Lévi-Strauss sind Mytheme die grundlegenden Bausteine von Mythen. Sie sind vergleichbar mit kleinsten bedeutungstragenden Einheiten, die in verschiedenen Mythen wiederkehren und durch ihre Beziehungen zueinander Bedeutung erzeugen. Levi Strauss verstand Mythen als Systeme, deren Struktur wichtiger ist als ihr Inhalt – ähnlich wie in der Linguistik. Die Mytheme als strukturelle Elemente organisieren sich in Gegensatzpaaren und bilden so komplexe Bedeutungsnetzwerke.
Roland Barthes und Mythen als Konstrukt zweiter Ordnung
Roland Barthes beschrieb Mythen als semiologisches System zweiter Ordnung. Nach seiner Theorie baut der Mythos auf einem bereits bestehenden Zeichensystem auf und transformiert dieses. Was im primären System ein komplexes Zeichen mit Bedeutung war, wird im mythischen System zum bloßen Signifikanten (Bedeutungsträger) für eine neue, übergeordnete Bedeutung. Der Mythos entleert dabei die ursprüngliche Bedeutung und füllt sie mit einer neuen, oft ideologischen Bedeutung. Dadurch werden kulturelle und historische Konstrukte als »natürlich« und selbstverständlich dargestellt, wodurch gesellschaftliche Machtverhältnisse legitimiert und verschleiert werden können.
Die Rettung des Mythos
Eine weitere interessante Perspektive bietet die frühe Mythenforschung, die Parmenides zugeschrieben wird. Er versuchte, den Mythos durch den Logos zu retten – eine Umkehrung der oft zitierten Entwicklung vom Mythos zum Logos«. Diese Sichtweise würdigt, dass Mythen nicht einfach durch rationales Denken überwunden werden, sondern dass beide in einem komplexen Verhältnis zueinander stehen.
Mythen in der Tiefenkultur
In der Kausalen Schichtenanalyse (CLA) werden Mythen als tiefste Ebene kultureller Bedeutung verstanden. Sie bilden die emotionalen und kulturellen Anker gesellschaftlicher Phänomene und manifestieren die zugrunde liegenden Weltbilder. Nach dieser Theorie sind Mythen »grundlegende Geschichten, die bestehende Realitäten legitimieren oder infrage stellen« und repräsentieren die »unbewussten, emotionalen Dimensionen des Themas«.
Mythen werden hier als primärer Ort für transformativen Wandel gesehen, da sie die kollektive Identität prägen und über Generationen hinweg weitergegeben werden, wobei sie dynamisch angepasst und neu interpretiert werden.
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