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Begriffsarbeit

Cultural Strategic Foresight

Begriffsarbeit bildet das unverzichtbare Fundament im Cultural-Foresight-Prozess. Sie sorgt dafür, dass alle Beteiligten eine gemeinsame Verständigungsbasis haben und ermöglicht tiefgehende Analysen. In einer sich ständig wandelnden kulturellen Landschaft sind Begriffe nicht statisch, sondern dynamische, miteinander vernetzte Phänomene, die kulturelle Bedeutungen transportieren und transformieren.

Verfasst von: Frank Stratmann

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Update vom 23.07.2025

Die Begriffsklärung ist ein unverzichtbares Fundament für jeden Cultural-Foresight-Prozess. Präzise definierte Begriffe sind die Voraussetzung für eine gemeinsame Verständigungsbasis und tiefgreifende Analysen. Begriffsarbeit ist eine Querschnittsaufgabe, die zu Beginn des Prozesses eine grundlegende Bedeutung einnimmt und uns dann kontinuierlich in den Beratungen begleitet.

Philosophisch ist ein Begriff eine abstrakte Denkform, mit der wir das Gemeinsame vieler Einzelfälle erfassen und ordnen. Er hilft uns, Dinge zu unterscheiden, zu vergleichen und zu verstehen. Ein Begriff ist mehr als ein Wort: Während das Wort das sprachliche Zeichen ist, steht der Begriff für die gedankliche Struktur dahinter. Begriffe sind die grundlegenden Bausteine unseres Denkens und ermöglichen es uns, sinnvolle Aussagen über die Welt zu machen.

Neubewertung des Begriffsbegriffs im Cultural Foresight

Im Kontext des Cultural Foresight müssen wir uns dem Begriff »Begriff« auf eine andere Weise nähern, die sowohl Kants als auch Hegels Positionen reflektiert und weiterentwickelt. Cultural Foresight als Disziplin beschäftigt sich mit der Antizipation kultureller Entwicklungen und benötigt dafür ein dynamisches Begriffsverständnis, das sowohl erkenntnistheoretische als auch ontologische Dimensionen umfasst.

Um diesen Anspruch deutlich zu machen, denken Sie bitte einmal an das, was Sie sich unter einem »Neuronalen Netzwerk« vorstellen. Welche Idee haben Sie von einem solchen Ding? Da es sich gänzlich unserer Anschauung entzieht – selbst dann, wenn wir im KI-Rechenzentrum direkt davorstehen würden, müssen wir uns einen Begriff machen; es begreifen oder es zu packen bekommen.

  • Eine Vorstellung ist anschaulicher und individueller. Sie meint das innere Bild oder die konkrete Vorstellung, die wir von einem bestimmten Gegenstand haben – etwa von einem bestimmten Baum, den wir kennen oder uns vorstellen.

  • Die Idee ist in der Philosophie ein vielschichtiger Begriff. Bei Platon ist sie das vollkommene, ewige Urbild einer Sache, das in der sinnlichen Welt nur unvollkommen erscheint. Bei Kant und Hegel bezeichnet die Idee ein regulatives Prinzip oder das höchste Stadium des Denkens, das über das Konkrete hinausgeht.

  • Ein Begriff ist eine abstrakte, allgemeine Denkform. Er fasst das Gemeinsame vieler Einzelfälle zusammen und hilft uns, Dinge zu ordnen und zu verstehen. Zum Beispiel steht der Begriff „Baum“ für alle Bäume, unabhängig von ihrer Art oder ihrem Aussehen.

Um adäquat zu diesem Begriff beraten zu können, müssen wir den Begriffsbegriff neu denken und dürfen uns dabei besinnen auf altvordere Denker wie Kant oder Hegel. Was die beiden unter ›Begriff‹ verstanden haben, liest Du weiter unten.

Warum wir den Begriffsbegriff neu denken müssen

Die klassischen Auffassungen von Begriffen – sei es als stabile kognitive Einheiten oder als fixierte Kategorien – stoßen in einer Welt rapider kultureller Transformation an ihre Grenzen. Wir müssen Begriffe nicht mehr nur als Werkzeuge verstehen, mit denen wir die Welt ordnen, sondern als emergente Phänomene, die selbst Teil des kulturellen Wandels sind und diesen gleichzeitig mitgestalten.

  • Dynamik statt Statik: In einer sich ständig wandelnden kulturellen Landschaft können Begriffe nicht als unveränderliche Entitäten betrachtet werden. Sie müssen als prozesshafte Gebilde verstanden werden, die sich in ständiger Entwicklung befinden.

  • Beziehungsgeflecht statt Isolation: Begriffe existieren nicht isoliert, sondern immer in Beziehung zu anderen Begriffen und kulturellen Praktiken. Sie bilden Netzwerke, die kulturelle Bedeutungen transportieren und transformieren.

  • Antizipatorische Dimension: Im Cultural Foresight müssen Begriffe nicht nur beschreiben, was ist, sondern auch das antizipieren, was sein könnte. Sie fungieren als Brücken zwischen gegenwärtigen kulturellen Realitäten und möglichen Zukünften.

Anknüpfung an Kant und Hegel im Cultural Foresight

Die Verwendung des Begriffsbegriffs im Cultural Foresight knüpft auf produktive Weise an Kant und Hegel an:

  • Mit Kant: Wir übernehmen die Idee, dass Begriffe ordnende Funktionen haben und unser Verständnis der Welt strukturieren. Besonders relevant ist Kants Konzept der reflektierenden Urteilskraft, bei der wir in Phänomenen eine Zweckmäßigkeit entdecken, ohne dass diese objektiv vorgegeben ist. Diese Form des Urteilens ist für kulturelle Vorausschau unerlässlich, da wir dabei emergente Muster erkennen müssen, ohne dass diese bereits vollständig ausgebildet sind.

  • Mit Hegel: Wir adaptieren die Vorstellung des Begriffs als etwas Lebendiges, sich selbst Entwickelndes. Hegels Dialektik von Allgemeinheit, Besonderheit und Einzelheit bietet ein Modell für das Verständnis, wie kulturelle Konzepte zwischen abstrakten Ideen und konkreten Manifestationen vermitteln. Zudem nehmen wir Hegels Einsicht auf, dass Begriffe nicht nur passive Abbilder der Wirklichkeit sind, sondern diese aktiv mitgestalten.

Der Begriff als kultureller Seismograf

Im Cultural Foresight fungiert der Begriff als eine Art kultureller Seismograf, der sowohl bestehende kulturelle Strömungen erfasst als auch aufkommende Verschiebungen registriert. Anders als bei traditionellen Begriffsverständnissen geht es hier nicht primär um Definition und Abgrenzung, sondern um das Erfassen von Bewegungen, Übergängen und Transformationen.

Ein Begriff im Sinne des Cultural Foresight ist daher:

  • Ein Resonanzraum für kulturelle Schwingungen, der sowohl historische Sedimente als auch zukünftige Potenziale in sich trägt

  • Ein Übersetzungsmedium zwischen verschiedenen kulturellen Sphären, das Verbindungen herstellt und neue Bedeutungskonstellationen ermöglicht

  • Ein Möglichkeitsfeld, das nicht nur beschreibt, was ist, sondern auch das, was werden könnte

Praktische Konsequenzen für Cultural Foresight

Diese Neukonzeption des Begriffsbegriffs hat weitreichende Konsequenzen für die Praxis des Cultural Foresight:

  • Methodisch: Statt starrer Kategoriensysteme werden flexible, netzwerkartige Begriffslandkarten entwickelt, die Transformationsprozesse visualisieren können.

  • Analytisch: Die Aufmerksamkeit richtet sich nicht nur auf etablierte Begriffe, sondern auch auf Begriffsverschiebungen, -neubildungen und semantische Innovationen als Indikatoren kulturellen Wandels.

  • Praktisch: Cultural Foresight wird zu einem partizipativen Prozess der gemeinsamen Begriffsarbeit, in dem verschiedene Perspektiven und Erfahrungen zu neuen Begriffskonstellationen beitragen.

In diesem Sinne bewegt sich unser Verständnis des Begriffs im Cultural Foresight zwischen Kants erkenntnistheoretischer Vorsicht und Hegels ontologischem Optimismus – es erkennt sowohl die strukturierende Kraft von Begriffen an als auch ihre historische Gewordenheit und zukünftige Offenheit.

Die Sprache als Zugang zur Wirklichkeit

Die Sprache ist unser primäres Medium, durch das wir die Wirklichkeit erschließen und vermitteln. Sie ist nicht nur ein Werkzeug der Kommunikation, sondern auch ein Instrument der Erkenntnis und Wirklichkeitskonstruktion.

Wenn wir über die Welt sprechen, erzeugen wir eine sprachliche Repräsentation subjektiver Wirklichkeiten. Diese Repräsentation ist nie neutral oder objektiv, sondern immer geprägt von kulturellen, historischen und individuellen Faktoren. Das rechtfertigt keinesfalls, dass sich unterschiedliche Perspektiven nicht harmonisieren sollten. Unsere Begriffe, Metaphern und sprachlichen Kategorien strukturieren unsere Wahrnehmung und unser Denken und letztlich unsere Interpretation von Werten.

Werte sind das, was für Menschen als Menschen gilt.

In der Praxis bedeutet dies: Unterschiedliche Begriffsdefinitionen führen zu unterschiedlichen Wirklichkeitsauffassungen. Wenn im Gesundheitswesen von »Patientenzentrierung« statt »Patientenorientierung« gesprochen wird, entsteht dadurch eine andere Realität mit anderen Verantwortlichkeiten und Erwartungen.

Die Herausforderung bei divergierenden Perspektiven liegt darin, dass jeder Akteur in seiner eigenen sprachlich vermittelten Wirklichkeit lebt. Eine Annäherung der Perspektiven wird möglich, wenn wir:

  • Explizite Begriffsklärungen vornehmen und ein gemeinsames Verständnis aushandeln.

  • Die impliziten Annahmen hinter unseren Begriffen offenlegen.

  • Anerkennen, dass sprachliche Differenzen keine bloßen Semantikprobleme sind, sondern substanzielle Unterschiede im Wirklichkeitsverständnis darstellen

  • Einen dialogischen Prozess etablieren, in dem verschiedene sprachliche Weltbilder respektvoll ausgetauscht werden können.

Im Cultural-Foresight-Prozess ist diese sprachliche Dimension besonders relevant, da wir mit Begriffen operieren, die Zukunftsszenarien beschreiben und damit potenzielle Wirklichkeiten antizipieren sollen. Die Bewusstmachung der wirklichkeitskonstruierenden Kraft der Sprache ist daher ein wesentlicher Bestandteil der methodischen Reflexion.

Mit Wirklichkeitskonstruktion ist übrigens nicht das Pippi-Langstrumpf-Prinzip gemeint. Die Welt, wie sie uns gefällt, lässt sich nicht herbeireden und bleibt eine Illusion, wenn wir vermeiden, die Wirklichkeiten erkennen zu wollen.

Beispiel: Patientenzentrierung versus Patientenorientierung im Kontext digitaler Gesundheitsanwendungen

Gehen wir auf das oben genannte Beispiel ein. Die Begriffe ›Patientenzentrierung‹ und ›Patientenorientierung‹ werden im Gesundheitswesen oft synonym verwendet, verbergen jedoch fundamentale konzeptionelle Unterschiede mit weitreichenden Implikationen.

Patientenorientierung berücksichtigt den epistemischen Stand des Patienten und erkennt an, dass dieser über ein spezifisches Wissen zu seinem eigenen Körper und seinen Erfahrungen verfügt. Gleichzeitig wird das Fachwissen der medizinischen Profession nicht negiert, sondern als komplementär betrachtet.

Ein patientenorientiertes Vorgehen bei der Einführung einer Diabetes-Management-App würde beispielsweise:

  • Die App als ergänzendes Werkzeug im Kontext einer umfassenden Behandlung positionieren.

  • Die Verantwortung für die Therapie weiterhin in einer partnerschaftlichen Beziehung zwischen Arzt und Patient verorten.

  • Die Expertise beider Seiten wertschätzen – das Erfahrungswissen des Patienten ebenso wie das medizinische Fachwissen.

  • Realistische Erwartungen an die Selbstmanagement-Fähigkeiten des Patienten stellen.

Patientenzentrierung hingegen stellt den Patienten in den Mittelpunkt und kann – trotz wohlmeinender Intention – problematische Verantwortungsverschiebungen bewirken. Unter dem Deckmantel der »Ermächtigung« (Empowerment) findet häufig eine Übertragung von Verantwortung auf den Patienten statt.

Bei einem patientenzentrierten Ansatz zur selben Diabetes-App könnten folgende Probleme auftreten:

  • Die App wird als primäres Behandlungsinstrument dargestellt, das den Patienten »befähigt«, seine Gesundheit selbst zu managen.

  • Die Verantwortung für das Therapieergebnis wird implizit auf den Patienten übertragen – Misserfolge werden zur Frage mangelnder Compliance oder Motivation.

  • Die Komplexität medizinischer Entscheidungen wird unterschätzt, indem suggeriert wird, dass datenbasierte Algorithmen ärztliche Expertise ersetzen können.

  • Strukturelle Gesundheitsprobleme werden individualisiert, anstatt sie als gesellschaftliche Herausforderungen zu begreifen.

Diese begriffliche Unterscheidung ist besonders relevant im Kontext der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Die zunehmende Verfügbarkeit von Gesundheits-Apps, Wearables und Telemedizin eröffnet einerseits neue Möglichkeiten für ein selbstbestimmtes Gesundheitsmanagement, birgt aber andererseits die Gefahr einer subtilen Verantwortungsverlagerung, bei der strukturelle Defizite des Gesundheitssystems durch eine erhöhte Eigenverantwortung der Patienten kompensiert werden sollen.

Ergo

In einer nicht nur scheinbar komplexer werdenden Umgebung gewinnt die sorgfältige Begriffsarbeit zunehmend an Bedeutung, da sie nicht nur Klarheit in der Kommunikation schafft, sondern auch die Grundlage für fundierte strategische Entscheidungen bildet und vor unbeabsichtigten Konsequenzen schützt, die aus begrifflichen Unschärfen resultieren können.

Der Begriff bei Kant

Bei Kant ist ein ›Begriff‹ eine Denkform des Verstandes, die dazu dient, die durch die Anschauung gegebenen Mannigfaltigkeiten zu ordnen und zu einer Einheit zusammenzufassen. Begriffe sind also Regeln, nach denen wir uns Vorstellungen machen und die Welt verstehen. Ohne Begriffe wären unsere Anschauungen ›blind‹ – wir hätten bloße Eindrücke, aber keine Erkenntnis von Gegenständen.

Es gibt bei Kant verschiedene Arten von Begriffen:

  • Empirische Begriffe: Sie werden aus der Erfahrung abgeleitet und fassen gemeinsame Merkmale von Anschauungen zusammen (z.B. der Begriff ›Baum‹).

  • Reine Verstandesbegriffe (Kategorien): Dies sind apriorische Begriffe, die unabhängig von aller Erfahrung im Verstand liegen und die Bedingungen der Möglichkeit von Erfahrung überhaupt darstellen (z.B. ›Kausalität‹, ›Substanz‹). Sie sind die Regeln, nach denen der Verstand die Anschauungen synthetisiert.

Im Zusammenhang mit der bestimmenden Urteilskraft ist der Begriff das Allgemeine, unter das ein Besonderes subsumiert wird. Wenn wir beispielsweise einen ›Hund‹ sehen, wenden wir den Begriff ›Hund‹ an, um das wahrgenommene Tier als solches zu erkennen. Hier ist der Begriff bereits vorhanden und leitet unsere Erkenntnis.

Die Besonderheit der reflektierenden Urteilskraft liegt gerade darin, dass sie nicht von einem gegebenen Begriff ausgeht. Wenn wir ein ästhetisches Urteil fällen (z.B. »Diese Blume ist schön«), urteilen wir nicht nach einem bestimmten Begriff von Schönheit. Es gibt keinen objektiven Begriff, der uns vorschreibt, was schön ist. Vielmehr empfinden wir ein »Wohlgefallen«, das aus dem harmonischen Zusammenspiel unserer Erkenntnisvermögen (Einbildungskraft und Verstand) entsteht, ohne dass ein bestimmter Begriff dieses Wohlgefallen begründet. Die Blume offenbart sich uns als zweckmäßig, als ob sie für unser Erkenntnisvermögen gemacht wäre, aber sie drängt uns keinen bestimmten Zweck oder Begriff auf. Es ist eine »Zweckmäßigkeit ohne Zweck«.

Ihre Formulierung, dass ein Begriff »das Phänomen [wäre], das sich hinsichtlich seines Zweckes offenbart, ohne sich uns aufzudrängen«, trifft den Kern der reflektierenden Urteilskraft. Hier ist es nicht ein Begriff, der den Zweck vorgibt, sondern die Urteilskraft selbst, die im Phänomen (der Erscheinung) eine Zweckmäßigkeit entdeckt oder annimmt, um es als sinnvoll zu erfahren. Diese Zweckmäßigkeit ist nicht objektiv im Phänomen enthalten und wird uns nicht durch einen Begriff aufgezwungen, sondern ist ein regulatives Prinzip unserer subjektiven Urteilskraft, das wir aber als allgemein mitteilbar voraussetzen.

Der Begriff bei Hegel

Bei Hegel ist der Begriff nicht nur ein Wort oder eine abstrakte Kategorie, sondern das umfassende Erfassen eines Sachverhalts in seiner inneren Logik und Struktur. Der Begriff ist für Hegel mehr als ein bloßes Abbild oder eine mentale Vorstellung von etwas – er ist ein lebendiges, sich selbst entwickelndes Allgemeines, das die Wirklichkeit aktiv konstituiert und versteht.

Hegels Gebrauch des Begriffs ›Begriff‹ geht weit über die alltägliche Sprachverwendung hinaus. In seiner Philosophie wird der Begriff als ein fundamentales Element seiner metaphysischen Logik betrachtet. Er definiert ihn als »das Allgemeine, das zugleich bestimmt ist, das in seiner Bestimmung dasselbe Ganze, Allgemeine bleibt, oder die Bestimmtheit, welche die verschiedenen Bestimmungen einer Sache als Einheit in sich befasst«.

Die innere Struktur des Begriffs bei Hegel besteht aus drei dynamisch miteinander verbundenen ›Momenten‹:

  • Allgemeinheit: Der Begriff als umfassende Einheit

  • Besonderheit: Die spezifischen Bestimmungen innerhalb dieser Einheit

  • Einzelheit: Die konkrete Verwirklichung des Begriffs

Diese Momente sind nicht als feste Trennungen zu verstehen, sondern als fließende, miteinander verbundene Aspekte eines geeinten Ganzen. Das Allgemeine subsumiert das Besondere und Einzelne, während umgekehrt das Einzelne die Besonderheit und Allgemeinheit in sich umfasst.

Im Gegensatz zu Kants Auffassung, bei der Begriffe als Verstandeskategorien dienen, die auf Anschauungen angewendet werden, um Erkenntnis zu ermöglichen, betrachtet Hegel den Begriff als die sich selbst entfaltende Vernunft, die sich in der Welt verwirklicht. Der Begriff ist bei Hegel nicht nur ein Instrument des Erkennens, sondern das Prinzip der Wirklichkeit selbst. Die Struktur des Denkens (Logik) ist für Hegel fundamental identisch mit der Struktur der Realität, wodurch die Philosophie zur ultimativen begrifflichen Erfassung der Inhalte der Welt wird.

Diese Auffassung stellt eine radikale Abkehr von der kantischen Erkenntnistheorie dar, in der das »Ding an sich« prinzipiell nicht erkennbar ist. Für Hegel ist die Welt nicht etwas, was Anweisungen von der Vernunft benötigt, sondern sie ist die tatsächliche Dimension der Vernunft selbst. Dies impliziert einen tiefgreifenden ontologischen Anspruch: Die Realität selbst ist ein dynamischer, sich selbst entwickelnder Prozess des Geistes, der zur Selbsterkenntnis gelangt.

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Frank Stratmann

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Ich bin Frank Stratmann – ein Cultural-Foresight-Analyst und Designer für deliberative Kommunikation.
Bekannt als @betablogr.

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