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Cultural Strategic Foresight

Präzise Begriffsdefinitionen sind entscheidend für den Cultural Foresight Prozess. Der Unterschied zwischen Patientenorientierung und Patientenzentrierung hat weitreichende Implikationen im Gesundheitswesen, insbesondere bei der Einführung digitaler Gesundheitsanwendungen, wo eine falsche Verantwortungsverschiebung auf den Patienten problematisch sein kann.

Verfasst von: Frank Stratmann

0.12

Update vom 24.06.2025

Die Begriffsklärung ist ein unverzichtbares Fundament für jeden Cultural Foresight Prozess, da präzise definierte Begriffe die Voraussetzung für eine gemeinsame Verständigungsbasis und tiefgreifende Analysen bilden.

Begriffsarbeit ist eine Querschnittsaufgabe, die zu Beginn des Prozesses eine grundlegende Bedeutung einnimmt, uns dann kontinuierlich durch den gesamten Prozess begleitet.

Beispiel: Patientenzentrierung vs. Patientenorientierung im Kontext digitaler Gesundheitsanwendungen

Die Begriffe "Patientenzentrierung" und "Patientenorientierung" werden im Gesundheitswesen oft synonym verwendet, verbergen jedoch fundamentale konzeptionelle Unterschiede mit weitreichenden Implikationen:

Patientenorientierung berücksichtigt den epistemischen Stand des Patienten und erkennt an, dass dieser über ein spezifisches Wissen zu seinem eigenen Körper und seinen Erfahrungen verfügt. Gleichzeitig wird das Fachwissen der medizinischen Profession nicht negiert, sondern als komplementär betrachtet.

Ein patientenorientiertes Vorgehen bei der Einführung einer Diabetes-Management-App würde beispielsweise:

  • Die App als ergänzendes Werkzeug im Kontext einer umfassenden Behandlung positionieren

  • Die Verantwortung für die Therapie weiterhin in einer partnerschaftlichen Beziehung zwischen Arzt und Patient verorten

  • Die Expertise beider Seiten wertschätzen – das Erfahrungswissen des Patienten ebenso wie das medizinische Fachwissen

  • Realistische Erwartungen an die Selbstmanagement-Fähigkeiten des Patienten stellen

Patientenzentrierung hingegen stellt den Patienten in den Mittelpunkt und kann – trotz wohlmeinender Intention – problematische Verantwortungsverschiebungen bewirken. Unter dem Deckmantel der "Ermächtigung" (Empowerment) findet häufig eine Übertragung von Verantwortung auf den Patienten statt.

Bei einem patientenzentrierten Ansatz zur selben Diabetes-App könnten folgende Probleme auftreten:

  • Die App wird als primäres Behandlungsinstrument dargestellt, das den Patienten "befähigt", seine Gesundheit selbst zu managen

  • Die Verantwortung für das Therapieergebnis wird implizit auf den Patienten übertragen – Misserfolge werden zur Frage mangelnder Compliance oder Motivation

  • Die Komplexität medizinischer Entscheidungen wird unterschätzt, indem suggeriert wird, dass datenbasierte Algorithmen ärztliche Expertise ersetzen können

  • Strukturelle Gesundheitsprobleme werden individualisiert, anstatt sie als gesellschaftliche Herausforderungen zu begreifen

Diese begriffliche Unterscheidung ist besonders relevant im Kontext der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Die zunehmende Verfügbarkeit von Gesundheits-Apps, Wearables und Telemedizin eröffnet einerseits neue Möglichkeiten für ein selbstbestimmtes Gesundheitsmanagement, birgt aber andererseits die Gefahr einer subtilen Verantwortungsverlagerung, bei der strukturelle Defizite des Gesundheitssystems durch eine erhöhte Eigenverantwortung der Patienten kompensiert werden sollen.

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Die Begriffsklärung ist ein unverzichtbares Fundament für jeden Cultural Foresight Prozess, da präzise definierte Begriffe die Voraussetzung für eine gemeinsame Verständigungsbasis und tiefgreifende Analysen bilden.

Begriffsarbeit ist eine Querschnittsaufgabe, die zu Beginn des Prozesses eine grundlegende Bedeutung einnimmt, uns dann kontinuierlich durch den gesamten Prozess begleitet.

Beispiel: Patientenzentrierung vs. Patientenorientierung im Kontext digitaler Gesundheitsanwendungen

Die Begriffe "Patientenzentrierung" und "Patientenorientierung" werden im Gesundheitswesen oft synonym verwendet, verbergen jedoch fundamentale konzeptionelle Unterschiede mit weitreichenden Implikationen:

Patientenorientierung berücksichtigt den epistemischen Stand des Patienten und erkennt an, dass dieser über ein spezifisches Wissen zu seinem eigenen Körper und seinen Erfahrungen verfügt. Gleichzeitig wird das Fachwissen der medizinischen Profession nicht negiert, sondern als komplementär betrachtet.

Ein patientenorientiertes Vorgehen bei der Einführung einer Diabetes-Management-App würde beispielsweise:

  • Die App als ergänzendes Werkzeug im Kontext einer umfassenden Behandlung positionieren

  • Die Verantwortung für die Therapie weiterhin in einer partnerschaftlichen Beziehung zwischen Arzt und Patient verorten

  • Die Expertise beider Seiten wertschätzen – das Erfahrungswissen des Patienten ebenso wie das medizinische Fachwissen

  • Realistische Erwartungen an die Selbstmanagement-Fähigkeiten des Patienten stellen

Patientenzentrierung hingegen stellt den Patienten in den Mittelpunkt und kann – trotz wohlmeinender Intention – problematische Verantwortungsverschiebungen bewirken. Unter dem Deckmantel der "Ermächtigung" (Empowerment) findet häufig eine Übertragung von Verantwortung auf den Patienten statt.

Bei einem patientenzentrierten Ansatz zur selben Diabetes-App könnten folgende Probleme auftreten:

  • Die App wird als primäres Behandlungsinstrument dargestellt, das den Patienten "befähigt", seine Gesundheit selbst zu managen

  • Die Verantwortung für das Therapieergebnis wird implizit auf den Patienten übertragen – Misserfolge werden zur Frage mangelnder Compliance oder Motivation

  • Die Komplexität medizinischer Entscheidungen wird unterschätzt, indem suggeriert wird, dass datenbasierte Algorithmen ärztliche Expertise ersetzen können

  • Strukturelle Gesundheitsprobleme werden individualisiert, anstatt sie als gesellschaftliche Herausforderungen zu begreifen

Diese begriffliche Unterscheidung ist besonders relevant im Kontext der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Die zunehmende Verfügbarkeit von Gesundheits-Apps, Wearables und Telemedizin eröffnet einerseits neue Möglichkeiten für ein selbstbestimmtes Gesundheitsmanagement, birgt aber andererseits die Gefahr einer subtilen Verantwortungsverlagerung, bei der strukturelle Defizite des Gesundheitssystems durch eine erhöhte Eigenverantwortung der Patienten kompensiert werden sollen.

Präzise Begriffsdefinitionen sind entscheidend für den Cultural Foresight Prozess. Der Unterschied zwischen Patientenorientierung und Patientenzentrierung hat weitreichende Implikationen im Gesundheitswesen, insbesondere bei der Einführung digitaler Gesundheitsanwendungen, wo eine falsche Verantwortungsverschiebung auf den Patienten problematisch sein kann.

Präzise Begriffsdefinitionen sind entscheidend für den Cultural Foresight Prozess. Der Unterschied zwischen Patientenorientierung und Patientenzentrierung hat weitreichende Implikationen im Gesundheitswesen, insbesondere bei der Einführung digitaler Gesundheitsanwendungen, wo eine falsche Verantwortungsverschiebung auf den Patienten problematisch sein kann.

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Die Begriffsklärung ist ein unverzichtbares Fundament für jeden Cultural Foresight Prozess, da präzise definierte Begriffe die Voraussetzung für eine gemeinsame Verständigungsbasis und tiefgreifende Analysen bilden.

Begriffsarbeit ist eine Querschnittsaufgabe, die zu Beginn des Prozesses eine grundlegende Bedeutung einnimmt, uns dann kontinuierlich durch den gesamten Prozess begleitet.

Beispiel: Patientenzentrierung vs. Patientenorientierung im Kontext digitaler Gesundheitsanwendungen

Die Begriffe "Patientenzentrierung" und "Patientenorientierung" werden im Gesundheitswesen oft synonym verwendet, verbergen jedoch fundamentale konzeptionelle Unterschiede mit weitreichenden Implikationen:

Patientenorientierung berücksichtigt den epistemischen Stand des Patienten und erkennt an, dass dieser über ein spezifisches Wissen zu seinem eigenen Körper und seinen Erfahrungen verfügt. Gleichzeitig wird das Fachwissen der medizinischen Profession nicht negiert, sondern als komplementär betrachtet.

Ein patientenorientiertes Vorgehen bei der Einführung einer Diabetes-Management-App würde beispielsweise:

  • Die App als ergänzendes Werkzeug im Kontext einer umfassenden Behandlung positionieren

  • Die Verantwortung für die Therapie weiterhin in einer partnerschaftlichen Beziehung zwischen Arzt und Patient verorten

  • Die Expertise beider Seiten wertschätzen – das Erfahrungswissen des Patienten ebenso wie das medizinische Fachwissen

  • Realistische Erwartungen an die Selbstmanagement-Fähigkeiten des Patienten stellen

Patientenzentrierung hingegen stellt den Patienten in den Mittelpunkt und kann – trotz wohlmeinender Intention – problematische Verantwortungsverschiebungen bewirken. Unter dem Deckmantel der "Ermächtigung" (Empowerment) findet häufig eine Übertragung von Verantwortung auf den Patienten statt.

Bei einem patientenzentrierten Ansatz zur selben Diabetes-App könnten folgende Probleme auftreten:

  • Die App wird als primäres Behandlungsinstrument dargestellt, das den Patienten "befähigt", seine Gesundheit selbst zu managen

  • Die Verantwortung für das Therapieergebnis wird implizit auf den Patienten übertragen – Misserfolge werden zur Frage mangelnder Compliance oder Motivation

  • Die Komplexität medizinischer Entscheidungen wird unterschätzt, indem suggeriert wird, dass datenbasierte Algorithmen ärztliche Expertise ersetzen können

  • Strukturelle Gesundheitsprobleme werden individualisiert, anstatt sie als gesellschaftliche Herausforderungen zu begreifen

Diese begriffliche Unterscheidung ist besonders relevant im Kontext der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Die zunehmende Verfügbarkeit von Gesundheits-Apps, Wearables und Telemedizin eröffnet einerseits neue Möglichkeiten für ein selbstbestimmtes Gesundheitsmanagement, birgt aber andererseits die Gefahr einer subtilen Verantwortungsverlagerung, bei der strukturelle Defizite des Gesundheitssystems durch eine erhöhte Eigenverantwortung der Patienten kompensiert werden sollen.

Die Begriffsklärung ist ein unverzichtbares Fundament für jeden Cultural Foresight Prozess, da präzise definierte Begriffe die Voraussetzung für eine gemeinsame Verständigungsbasis und tiefgreifende Analysen bilden.

Begriffsarbeit ist eine Querschnittsaufgabe, die zu Beginn des Prozesses eine grundlegende Bedeutung einnimmt, uns dann kontinuierlich durch den gesamten Prozess begleitet.

Beispiel: Patientenzentrierung vs. Patientenorientierung im Kontext digitaler Gesundheitsanwendungen

Die Begriffe "Patientenzentrierung" und "Patientenorientierung" werden im Gesundheitswesen oft synonym verwendet, verbergen jedoch fundamentale konzeptionelle Unterschiede mit weitreichenden Implikationen:

Patientenorientierung berücksichtigt den epistemischen Stand des Patienten und erkennt an, dass dieser über ein spezifisches Wissen zu seinem eigenen Körper und seinen Erfahrungen verfügt. Gleichzeitig wird das Fachwissen der medizinischen Profession nicht negiert, sondern als komplementär betrachtet.

Ein patientenorientiertes Vorgehen bei der Einführung einer Diabetes-Management-App würde beispielsweise:

  • Die App als ergänzendes Werkzeug im Kontext einer umfassenden Behandlung positionieren

  • Die Verantwortung für die Therapie weiterhin in einer partnerschaftlichen Beziehung zwischen Arzt und Patient verorten

  • Die Expertise beider Seiten wertschätzen – das Erfahrungswissen des Patienten ebenso wie das medizinische Fachwissen

  • Realistische Erwartungen an die Selbstmanagement-Fähigkeiten des Patienten stellen

Patientenzentrierung hingegen stellt den Patienten in den Mittelpunkt und kann – trotz wohlmeinender Intention – problematische Verantwortungsverschiebungen bewirken. Unter dem Deckmantel der "Ermächtigung" (Empowerment) findet häufig eine Übertragung von Verantwortung auf den Patienten statt.

Bei einem patientenzentrierten Ansatz zur selben Diabetes-App könnten folgende Probleme auftreten:

  • Die App wird als primäres Behandlungsinstrument dargestellt, das den Patienten "befähigt", seine Gesundheit selbst zu managen

  • Die Verantwortung für das Therapieergebnis wird implizit auf den Patienten übertragen – Misserfolge werden zur Frage mangelnder Compliance oder Motivation

  • Die Komplexität medizinischer Entscheidungen wird unterschätzt, indem suggeriert wird, dass datenbasierte Algorithmen ärztliche Expertise ersetzen können

  • Strukturelle Gesundheitsprobleme werden individualisiert, anstatt sie als gesellschaftliche Herausforderungen zu begreifen

Diese begriffliche Unterscheidung ist besonders relevant im Kontext der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Die zunehmende Verfügbarkeit von Gesundheits-Apps, Wearables und Telemedizin eröffnet einerseits neue Möglichkeiten für ein selbstbestimmtes Gesundheitsmanagement, birgt aber andererseits die Gefahr einer subtilen Verantwortungsverlagerung, bei der strukturelle Defizite des Gesundheitssystems durch eine erhöhte Eigenverantwortung der Patienten kompensiert werden sollen.

ID BTBLGR-CMP-3

Kapitel 0.1