Das Praxiszukunftsgesetz zielt auf die Entbudgetierung von Hausarztpraxen, um Versorgungsprobleme im Gesundheitssystem anzugehen.
Das Praxiszukunftsgesetz und die geplante Entbudgetierung der Hausärzte werfen wichtige Fragen auf. Unter anderem: Wird das deutsche Gesundheitswesen endlich zukunftsfähig oder bleiben die Reformen an der Oberfläche?
Entbudgetierung von Hausarztpraxen
Die in jüngster Vergangenheit zurückgenommene Entbudgetierung im deutschen Gesundheitswesen markiert einen entscheidenden Moment in der gesundheitspolitischen Debatte. Jahrzehntelang galt die Budgetierung als unverzichtbares Instrument zur Kostenkontrolle und Steuerung der Leistungsmengen. Doch ihre negativen Folgen – finanzielle Unsicherheiten für Ärztinnen und Ärzte, Einschränkungen in der Patientenversorgung und Innovationshemmnisse – haben das System zunehmend unter Druck gesetzt.
Nun soll zumindest im hausärztlichen Bereich eine Entbudgetierung erfolgen, um den Beruf attraktiver zu machen und Versorgungslücken zu schließen. Doch reicht dieser Schritt aus, um die tiefgreifenden strukturellen Probleme im Gesundheitssystem zu lösen?
Weitere Maßnahmen umfassen die Abschaffung des Arzneimittelregresses, die Einführung besserer Vergütungen für Hausbesuche und Notdienste sowie die Förderung kommunaler Medizinischer Versorgungszentren (MVZ).
In einem moderierten Cultural-Foresight-Prozess wollen wir ein mögliches Praxiszukunftsgesetz in den Blick nehmen.
Dazu laden wir von BETABLOGR Cultural Foresight herzlich ein. Die Foresight-Kampagne findet ausschließlich online statt. Zunächst sind drei Termine geplant. Alles Weitere hängt vom Erfolg der Foresight-Kampagne ab.
Die Entbudgetierung ist, wenn überhaupt, nur ein Anfang. Mit Blick auf die Bundestagswahlen nehmen wir ein mögliches Praxiszukunftsgesetz in den Blick. Betrachten wir das einmal als Arbeitstitel. Egal, wie ein Vorstoß später heißt oder welche unterschiedlichen Gesetzesvorhaben auf dem Tisch liegende Überlegungen einfließen.
Drei zentrale Problemfelder sind bereits benannt – die starre Trennung der Sektoren, der mangelnde Fortschritt bei der Digitalisierung und die demografischen Herausforderungen im hausärztlichen Bereich.
Diskussionspunkte:
Entbudgetierung im Hausarztwesen: Chance oder Symptombekämpfung?
Dringende Reformen: Sektorengrenzen, Digitalisierung, demografischer Wandel
Praxisbeispiele und Ethik: Moralische politische Ökonomie im Gesundheitswesen
Progressive Antizipation als Methode
In unserem Cultural-Foresight-Prozess nutzen wir die Methode der Progressiven Antizipation, um über die unmittelbaren politischen Debatten hinauszublicken. Im Fokus stehen die tiefgreifenden kulturellen Transformationen im Gesundheitswesen: Wie wandelt sich das Arzt-Patienten-Verhältnis in einer zunehmend digitalisierten und präventionsorientierten Gesundheitslandschaft? Wir untersuchen den Paradigmenwechsel vom klassischen Krankheitsmanagement hin zu einem ganzheitlichen Gesundheitsverständnis. Dabei nehmen wir auch emergente Performance-Modelle in den Blick, die das traditionelle Rollenbild des Arztes neu definieren. Die Progressive Antizipation ermöglicht es uns, diese Entwicklungen nicht nur zu beobachten, sondern aktiv mitzugestalten und innovative Zukunftsszenarien für das Gesundheitswesen zu entwerfen.
Die deutsche Gesundheitslandschaft steht an einem historischen Wendepunkt. Während der demografische Wandel und der Generationenwechsel in der Ärzteschaft die traditionellen Versorgungsstrukturen destabilisieren 1, eröffnet die Digitalisierung gleichzeitig radikal neue Möglichkeiten 2 4. Diese Analyse entwirft mittels Causal Layered Analysis (CLA) ein mehrdimensionales Zukunftsbild und entwickelt daraus konkrete Handlungsempfehlungen für ein kulturtransformatives Praxiszukunftsgesetz.
Die Zukunft der hausärztlichen Versorgung: Ein kulturstrategischer Entwurf für das Praxiszukunftsgesetz
Die deutsche Gesundheitslandschaft steht an einem historischen Wendepunkt. Während der demografische Wandel und der Generationenwechsel in der Ärzteschaft die traditionellen Versorgungsstrukturen destabilisieren 1, eröffnet die Digitalisierung gleichzeitig radikal neue Möglichkeiten 2 4. Diese Analyse entwirft mittels Causal Layered Analysis (CLA) ein mehrdimensionales Zukunftsbild und entwickelt daraus konkrete Handlungsempfehlungen für ein kulturtransformatives Praxiszukunftsgesetz.
1. Causal Layered Analysis des Status quo
1.1 Litanei-Ebene: Symptomatische Krisenphänomene
Der akute Hausärztemangel manifestiert sich in 47 % der ländlichen Kreise mit Versorgungslücken 1, während gleichzeitig 38 % der niedergelassenen Ärzte bis 2030 in den Ruhestand treten 3. Die digitale Transformation stockt: Nur 12 % der Praxen nutzen die elektronische Patientenakte (ePA) konsequent trotz gesetzlicher Verpflichtung 5. Patienten berichten von durchschnittlich 3,7 Wochen Wartezeit für Facharzttermine, während 29 % der Hausarztpraxen Nachfolgesuche abbrechen 3.
1.2 Systemische Ursachenanalyse
Das KBV-Konzept 2025 identifiziert strukturelle Disparitäten: 74 % der Facharztweiterbildungen erfolgen stationär, obwohl 63 % der Behandlungen ambulant möglich wären 3. Die Honorarstruktur begünstigt Einzelleistungen (87 % des Einkommens) gegenüber koordinierenden Tätigkeiten 1. Technologische Hürden resultieren aus fragmentierten IT-Systemen – 23 Schnittstellen pro Praxis erhöhen den Administrationsaufwand um 41 % 5.
1.3 Weltbild-Dekonstruktion
Das dominante ärztliche Selbstverständnis als »solistischer Heiler« kollidiert mit systemischen Erfordernissen 3.
Das »Hausarzttabu« beschreibt die kulturell verankerte Präferenz von Patienten für physische Arztbesuche, wobei 68 % der Patienten auf persönlichen Kontakt bestehen und telemedizinische Alternativen ablehnen, auch wenn diese verfügbar und sinnvoll wären 2.
Der kulturelle Mythos der »Praxis als Burg« blockiert Teamorientierung: Nur 9 % der Praxen beschäftigen Physician Assistants 3.
1.4 Metaphysische Tiefenstruktur
Das kollektive Narrativ der „Hausarztbeziehung als Seelenverwandtschaft“ schafft paradoxe Erwartungen: 83 % wünschen mehr Zeit beim Arzt, aber 76 % lehnen längere Öffnungszeiten ab 5. Der archetypische „Doktorvater“-Mythos verhindert Generationensolidarität – 54 % der Jungärzte berichten von fehlenden Mentoringstrukturen 1.
2. Szenarioentwicklung 2030–2035
2.1 Kollaps-Szenario: Digitaler Darwinismus
Scheitert die strukturelle Transformation, entstehen drei Versorgungsklassen:
Urbaner Premium-Sektor mit KI-gestützten „Health Hubs“ (15 % der Bevölkerung)
Ländliche Notversorgung durch Pflegekräfte mit Fernsupervision (62 %)
Untergrund-Selbstindikationsnetzwerke (23 %) 4
Die Lebenserwartungsspanne weitet sich auf 14 Jahre zwischen einzelnen Bildungsgruppen 3.
Diese große Diskrepanz in der Lebenserwartung würde eine dramatische gesundheitliche Ungleichheit zwischen verschiedenen Bildungsschichten der Bevölkerung bedeuten. Der Kontext zeigt, dass dies mit einer Drei-Klassen-Gesundheitsversorgung zusammenhängt, bei der nur 15% der Bevölkerung Zugang zu hochwertiger Versorgung hätten.
2.2 Transformations-Szenario: Symbiotische Ökosysteme
Integrierte Versorgungscluster verbinden:
KI-Diagnostikzentren mit 98%iger Treffsicherheit bei Standardpathologien 5
Mobile Behandlungsteams (Arzt, PA, Community Nurse) für Hausbesuche
Virtual-Reality-Therapieräume in 83 % der Apotheken 2
Der Hausarzt mutiert zum „Gesundheitskurator“, der 70 % der Fälle algorithmusgesteuert koordiniert 1.
2.3 Balance-Szenario: Hybridkultur
Tradition und Innovation verschmelzen in „Biolab-Praxen“:
Genetische Prädispositionsanalysen im Wartezimmer 4
KI-unterstützte Entscheidungsfindung, aber physische Präsenzpflicht bei kritischen Diagnosen 5
Blockchain-basierte Patientenjournale mit Bürgerentscheidungsrechten 2
Die Arzt-Patienten-Beziehung transformiert zur “geteilten Verantwortungsgemeinschaft” 3.
3. Rekonstruktion des Praxiszukunftsgesetzes
3.1 Strukturelle Interventionsebenen
3.1.1 Digitales Backbone-Gesetz
Pflicht zur Interoperabilität aller Medizinsysteme bis 2027 (TI-2.0-Standard) 4
KI-Zertifizierungspflicht für Diagnoseassistenten (DIN-EN ISO 30407)
Blockchain-basierte Datenhoheit mit granularer Freigabesteuerung durch Patienten 2
3.1.2 Ausbildungsreformgesetz
Duale Facharztweiterbildung: 50 % ambulant / 50 % stationär 3
Pflichtcurriculum “Digitale Gesundheitskompetenz” ab Medizinstudium 5
Interprofessionelle Simulationszentren für Teamtraining 1
3.2 Kulturelle Transformationshebel
3.2.1 Narratives Re-Framing
Bundesweiter Storytelling-Wettbewerb „Mein Arzt 2030” mit Bürgerbeteiligung
Dokumentarfilmreihe „Hausärzte im Wandel“ zur Identifikationsstiftung
Gamification der Gesundheitskompetenz via „HealthHero“-App 4
3.2.2 Ritualneugestaltung
Verpflichtende “Zukunftssprechstunde” zur partizipativen Versorgungsplanung
Digitaler Schwur „Hippocrates 4.0“ für Ärztegenerationenverträge
Bürgerräte zur Ethik der Künstlichen Intelligenz in der Medizin 2
3.3 Ökonomische Anreizarchitektur
3.3.1 Vergütungsrevolution
60 % Grundpauschale für Versorgungskontinuität 1
25 % Outcome-basierte Zusatzvergütung (QALY-Steigerung) 3
15 % Innovationsbonus für KI-Implementierung 5
3.3.2 Nachfolgemanagementfonds
Generationenbrückenkredite mit Tilgungsnachlass für Übernahmeverpflichtungen
„Landarzt-IPO“: Kapitalmarktbasierte Praxisnachfolgefinanzierung
Steuerbefreiung für interprofessionelle Praxisgemeinschaften 4
4. Implementierungsfahrplan
4.1 Legislaturperioden-Synopse
2025–2027:
Pilotierung von 12 Modellregionen mit Voll-Digitalisierung 2
Einführung des „Medizinischen KI-TÜV“ 5
Start der Ausbildungsoffensive „TeamMed 2030“ 3
2028–2030:
Flächendeckender Rollout der TI-2.0-Infrastruktur 4
Umstellung des EBM auf wertorientierte Vergütung 1
Einführung der Patientenaktien für Versorgungsmitbestimmung
2031–2035:
Vollständige Interoperabilität im EU-Gesundheitsraum
Deklaration der »Autonomen Gesundheitsgemeinschaften«
Evaluation des kulturellen Paradigmenwechsels
5. Ethische Balanceakte
Die digitale Souveränität erfordert neue Schutzmechanismen:
Algorithmische Transparenzpflicht bei KI-Entscheidungsunterstützung 5
Psychosoziales Monitoring der Arzt-Patienten-Beziehungsqualität 3
Verbot heimlichen Emotional Trackings via Wearables 2
Der Grundsatz „Digital first, but not digital only“ muss in der ärztlichen Berufsordnung verankert werden 1.
6. Konklusion
Das Praxiszukunftsgesetz darf nicht bei der Technikimplementierung verharren. Es muss die kulturelle DNA des Gesundheitswesens umschreiben – von der „Heldenerzählung“ des Einzelkämpfers zur „Ökosystemerzählung“ vernetzter Gesundheitsgemeinschaften. Nur durch die Verschränkung struktureller, technologischer und narrativer Innovationen lässt sich die Quadratur des Kreises aus Fachkräftemangel, demografischem Wandel und steigenden Erwartungen bewältigen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen bilden ein stimmiges Gefüge, das den notwendigen Kulturwandel vom Mythos zur co-kreativen Realität macht.
Zahlen und Fakten zur ambulanten Versorgung in Deutschland
Die ambulante Versorgung bildet das Rückgrat des deutschen Gesundheitssystems mit einer beeindruckenden Reichweite und Kapazität. Die vorliegenden Daten zeigen die Bedeutung dieses Sektors anhand umfassender statistischer Indikatoren, die seine Entwicklung, Struktur und Leistungsfähigkeit dokumentieren. Der ambulante Sektor hat in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Anstieg sowohl bei den Behandlungsfällen als auch bei der Anzahl der tätigen Ärztinnen und Ärzte verzeichnet, wobei gleichzeitig ein Trend zu flexibleren Arbeitsmodellen erkennbar wird.
Umfang der ambulanten Behandlungen und Patientenkontakte
Die ambulante medizinische Versorgung in Deutschland erreicht einen außerordentlich großen Teil der Bevölkerung. Im Jahr 2022 wurden in Deutschland rund 79,3 Millionen Personen ambulant von Ärzten behandelt, was nahezu der Gesamtbevölkerung entspricht. Diese Behandlungen summierten sich auf beeindruckende 728,5 Millionen ambulante Behandlungsfälle im selben Jahr1. Diese Zahlen unterstreichen die zentrale Rolle der ambulanten Versorgung im deutschen Gesundheitswesen.
Die ambulante Versorgung zeichnet sich durch eine enorme Kontaktdichte aus. Die Hausärzte, Fachärzte und Psychotherapeuten in ihren Praxen kommen übers Jahr auf rund eine Milliarde Kontakte mit ihren Patientinnen und Patienten3. Dabei zeigen die Daten des Statistischen Bundesamts, dass im Jahr 2022 mit fast 578 Millionen vertragsärztlichen Behandlungsfällen sogar mehr geleistet wurde als vor der Pandemie8. Diese Zahlen demonstrieren eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit und Bedeutung der ambulanten Versorgungsstrukturen.
Ärztliche Ressourcen in der ambulanten Versorgung
Die personelle Ausstattung des ambulanten Sektors hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verstärkt. Im Jahr 2023 waren insgesamt 168.285 Ärztinnen und Ärzte ambulant tätig, was eine Steigerung um rund 28 Prozent im Vergleich zum Jahr 2002 (131.329) darstellt5. Diese ambulant tätigen Ärzte machen einen substantiellen Anteil der gesamten Ärzteschaft aus. Von den insgesamt 428.474 Ärztinnen und Ärzten in Deutschland im Jahr 2023 entfallen 39,3 Prozent auf den ambulanten Sektor, während 51,8 Prozent in Krankenhäusern beschäftigt sind5.
Die Arztdichte hat sich in Deutschland seit den 1980er Jahren mehr als verdoppelt und belief sich im Jahr 2022 auf durchschnittlich einen Arzt für 198 Einwohner. Allerdings existieren erhebliche regionale Unterschiede: Während in Hamburg eine Ärztin oder ein Arzt rund 127 Einwohner versorgt, betreut in Brandenburg eine Ärztin oder ein Arzt etwa 246 Einwohner5. Diese Diskrepanz verdeutlicht die Herausforderungen bei der gleichmäßigen Verteilung ärztlicher Ressourcen zwischen urbanen und ländlichen Regionen.
Wandel der Beschäftigungsstrukturen im ambulanten Sektor
Die Beschäftigungsformen im ambulanten Sektor unterliegen einem deutlichen Wandel. Die überwiegende Mehrheit der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten ist nach wie vor "klassisch" in der eigenen Praxis tätig, was im Jahr 2023 auf 124.653 Personen zutraf7. Allerdings wählen immer mehr Mediziner flexiblere Arbeitsformen: Im Jahr 2023 entschieden sich erstmals mehr als 50.000 für eine Anstellung anstelle einer Selbstständigkeit und mehr als 60.000 für eine Teilzeitbeschäftigung. Seit 2013 hat die Teilzeit-Tätigkeit sogar ein Plus von 235 Prozent verzeichnet, während sich die Anzahl der Anstellungen im gleichen Zeitraum verdoppelt hat7.
Ambulante Pflegedienste und spezialisierte Versorgungsangebote
Neben der ärztlichen Versorgung umfasst der ambulante Sektor auch ein breites Spektrum an Pflegediensten. Im Jahr 2023 gab es 15.549 ambulante Pflegedienste in Deutschland, was einen kontinuierlichen Anstieg seit 2009 (12.026) dokumentiert4. Diese Entwicklung verdeutlicht den wachsenden Bedarf an ambulanter Pflege in einer alternden Gesellschaft.
Im Bereich der Palliativversorgung existieren in Deutschland rund 1.500 ambulante Hospizdienste, davon etwa 230 speziell für Kinder und Jugendliche. Ergänzt wird dieses Angebot durch 403 Teams der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV), von denen 36 auf die Versorgung von Kindern und Jugendlichen spezialisiert sind6. Diese Zahlen verdeutlichen die zunehmende Bedeutung ambulanter Versorgungsangebote auch in spezialisierten medizinischen Bereichen.
Resiliente Strukturen während der Pandemie
Die ambulante Versorgungsstruktur hat sich während der COVID-19-Pandemie als besonders resilient erwiesen. Während die Fallzahlen in den Krankenhäusern mit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 um mehr als 13 Prozent einbrachen und bis Ende 2022 auf diesem Niveau verharrten, war der pandemiebedingte Rückgang in den 70.000 Haus- und Facharztpraxen mit nur gut drei Prozent deutlich geringer8. Diese Zahlen belegen die Stabilität und Anpassungsfähigkeit des ambulanten Sektors auch unter krisenhaften Bedingungen.
Finanzielle Herausforderungen im ambulanten Sektor
Trotz der wachsenden Bedeutung der ambulanten Versorgung steht der Sektor vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. Nach Berechnungen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) klafft in der ambulanten ärztlichen Versorgung eine Finanzierungslücke von mindestens 1,8 Milliarden Euro8. Während die Ausgaben für die ambulante Versorgung zwischen 2019 und 2022 nur um 7,9 Prozent stiegen und in den ersten drei Quartalen 2023 sogar nur noch um 1,1 Prozent zunahmen – Werte, die deutlich unter der Inflationsrate liegen – wird real an der ambulanten Versorgung der 74 Millionen gesetzlich versicherten Patientinnen und Patienten gespart8.
Fazit zur ambulanten Versorgung in Deutschland
Die ambulante Versorgung in Deutschland stellt mit ihren rund 168.000 Ärztinnen und Ärzten, 15.500 Pflegediensten und etwa 730 Millionen jährlichen Behandlungsfällen ein tragenden Pfeiler des Gesundheitssystems dar. Trotz steigender Patientenzahlen und der bewiesenen Resilienz während der Pandemie steht der Sektor vor erheblichen strukturellen und finanziellen Herausforderungen. Der Trend zu mehr Anstellungen und Teilzeitbeschäftigungen sowie die ungleiche regionale Verteilung der ärztlichen Versorgung erfordern angepasste gesundheitspolitische Strategien. Die Sicherstellung einer nachhaltigen Finanzierung und attraktiver Rahmenbedingungen für den ambulanten Sektor bleibt eine zentrale Aufgabe, um die medizinische Versorgung der Bevölkerung auch in Zukunft auf hohem Niveau gewährleisten zu können.